Rezension

Federspiel, kein Kinderspiel

Federspiel - Oliver Ménard

Federspiel
von Oliver Ménard

Bewertet mit 3 Sternen

Die investigative Journalistin Christine Lenève wird beauftragt, im Fall der verschwundenen Fernsehmoderatorin Sarah Wagner zu ermitteln. Mit ihrem Partner Albert, offiziell Wirtschaftsjournalist, inoffiziell begnadeter Hacker, begibt sie sich auf eine kriminelle Reise in die Vergangenheit. Denn der aktuelle Fall Wagner ähnelt den bizarren Morden des Serientäters Ikarus, den es gar nicht geben darf. Denn die Cold Cases wurden alle in der DDR verübt.

Oliver Ménards Thrillerdebüt ist durchaus spannend und wartet nach zwei Dritteln mit einer überraschenden Wendung auf. Hat man diese dann verdaut, weiß man aber sehr rasch, in welche Richtung die weitere Entwicklung führen muss. (eigentlich hofft man als versierte Krimileserin nach einer kurzen Weile, nicht schon wieder den richtigen Riecher für den Täter zu haben)

Mir persönlich waren die Folter- und Vergewaltigungsszenen etwas zu detailliert. Kann man mögen, muss ich aber nicht. Was ich aber mochte war die Vorstellung der überzeugenden Journalistin Lenève. Christine ist eine ungewöhnlich ernsthafte Frau, unnahbar, skeptisch, sarkastisch. Traumatisiert durch den Mord an ihrem Vater, einem französischen Polizeibeamten, braucht es lange, bis zu Vertrauen zu anderen entwickelt. Ein wenig zu furchtlos und einzelgängerisch, um ganz glaubhaft zu sein. Der ermittelnde Kriminalkommissar bleibt in diesem Band nur Randfigur.