Rezension

Feel-Good-Novel

Ein Mann namens Ove - Fredrik Backman

Ein Mann namens Ove
von Fredrik Backman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein knurriger, menschenfeindlich erscheinender Mann, der aber ein Herz aus Gold besitzt, das durch eine traurige Kindheit - Mutter gestorben, einfacher, aber knurriger, herzensguter Vater zieht Sohn alleine groß - sich nach außen verhärtet hat und der nun kurz vor der Rente seinen Job verliert. 
Eine Frau, die ihn so zu nehmen weiß, wie er ist, Licht und Leben in seinen überstrukturierten, trüben Alltag bringt, auf tragische Weise ihr ungeborenes Kind verliert und im Rollstuhl landet, bis zu ihrem Krebstod liebevoll von ihm gepflegt wird.
Eine bunte, recht schräge Nachbarschaft, die ihn immer wieder von seinem Vorsatz, seiner Frau freiwillig in den Tod zu folgen, abhält: eine fröhliche, energische, schwangere Perserin, nebst süßen Töchtern und trotteligem Ehemann; der übergewichtige Computerfreak; der alzheimerkranke Ex-Freund, der ins Heim abgeschoben werden soll; der schwule Jugendliche, der von seinem Vater nach dem Coming-out rausgeworfen wird und sein unglücklich verliebter Freund.
Dazu als gemeinsames Feindbild die "Männer in den weißen Hemden", sprich die Bürokratie und die auf High-Heels herumstöckelnde Blondine mit Taschenhund.
Und natürlich die Katze - eigensinnig, verschroben, aber ungeheuer loyal.
Das ist das Personal von "Ein Mann namens Ove". 
Kaum ein Klischee wird von Autor Frederik Backman in seinem ungeheuer erfolgreichen Buch ausgelassen. Warum ist nun das Buch trotzdem so amüsant und charmant, dass man ihm das fast vollständig verzeiht?
Da ist zum einen der wunderbare Witz, der nie zu laut wird und so herrliche Passagen enthält wie die Beschreibung eines Teenagers, der "mit all dem göttlichen Mangel an Charme und guten Manieren, den dieses Alter mit sich brachte, als beleidigtes Accessoire an einem Tischende saß" oder der Beschreibung eines Verkäufers als "jungen Mann mit einstelligem Body-Mass-Index". 
Und spätestens wenn die Katze eine zunehmende Bedeutung in der Geschichte erlangt, wird die Geschichte leicht surreal. Zwischengeschobenene Sätze wie "Die Katze hockt auf der Rückbank und sieht aus, als hegte sie mit einem Mal den intensiven Wunsch, dass Katzen wüssten, wie man einen Sicherheitsgurt anlegt." sind einfach nur köstlich.
Zum zweiten ist die Geschichte ungemein warmherzig und menschenfreundlich. Der Autor schreibt in einem fast lakonischen Stil, gewürzt mit leicht schwarzem Witz und Ironie, so dass auch sehr emotionale Szenen nicht im Kitsch enden. Erinnerungen werden geschickt mit der Gegenwartsebene verschränkt. 
Als Anleihe bei der Film-Industrie, die sich diesen Stoff bereits zur Verfilmung gesichert hat, kann man dieses Buch als charmante Feel-Good-Novel bezeichnen.
Und diesem Charme kann man sich letztlich als Leser kaum entziehen.