Rezension

Feinfühliges Debut

Betrunkene Bäume - Ada Dorian

Betrunkene Bäume
von Ada Dorian

Bewertet mit 4 Sternen

Erich ist 80 Jahre alt und hat somit sein Leben fast hinter sich. Katharina wird demnächst 18 und fängt gerade erst an zu leben, indem sie als Erstes von Zuhause ausreist; um schließlich in der Wohnung neben Erich zu stranden. Erich war früher in Sibirien als Forscher tätig, Katharinas Vater hat sich gerade dorthin abgesetzt. Bald wird aus der zufälligen Begegnung im Hausflur eine interessante Freundschaft.

Ada Dorian hat eine sehr feinfühlige Geschichte geschrieben, die den Leser trotz der vermeintlich banalen Handlung schnell fesselt. Es geht um große Gefühle, Familie, Freundschaft, Einsamkeit; Fehler, die man nie wieder gutmachen kann. Dem Ganzen liegt ein melancholischer Ton zugrunde, es fällt oft schwer Hoffnung für die Protagonisten zu finden. Trotzdem handelt es sich hierbei nicht um ein depressives Stück Literatur, sondern eine sensible Geschichte, die die verschiedenen Lebensabschnitte der Figuren gut zueinander fügt. Die Protagonisten sind nicht ganz einfach zugänglich, trotzdem fühlt man mit ihnen mit. Die Handlung plätschert leider etwas vor sich hin, ich hätte mir schon ein deutlicheres Ziel gewünscht. Das Ende war dann doch etwas vorhersehbar, aber zumindest stimmig, sodass alles in allem eine runde Geschichte herauskommt. Ein interessantes Debut, dass trotz kleiner Abstriche Lust auf mehr von der Autorin macht.