Rezension

Feselnder Krimi

Abendmahl für einen Mörder - Uwe Ittensohn

Abendmahl für einen Mörder
von Uwe Ittensohn

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wissen ist der Schmuck der klugen Frau. Dein neuerworbenes Geschichtswissen steht dir gut zu Gesicht...“

 

Der 59jährige Andrè Satorius ist Stadtführer in Speyer. Seit zwei Jahren hat er einen Teil seines Hauses an Irina vermietet, eine russische Studentin. Nun muss sich Irina einer Operation unterziehen. In ihrem Krankenzimmer liegt die Ukrainerin Swetlana. Sie wurde schwer verletzt, als ein Unbekannter einen Stein auf ihr Auto geworfen hat. Kurz darauf verhaftet man Marco, einen jungen Italiener. Doch Andrè kennt ihn und traut ihm die Tat nicht zu. Als dann noch ein mysteriöser Zettel auftaucht, beginnt Andrè zu recherchieren.

Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der zweite Fall für Andrè Satorius. Er lässt sich aber problemlos ohne Kenntnis des ersten Buches lesen.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Besonders begeistern mich immer wieder die humorvollen und ausgefeilten Gespräche zwischen Irina und Andrè. Das Eingangszitat stammt von Andrè. Irina kann sehr direkt sein, doch Andrè geht selbstbewusst damit um.

 

„...Es wäre ja auch eine absolute Seltenheit, wenn du mal kein Haar in der Suppe finden würdest – alter Pedant...“

 

Wenn Andrè allerdings beim Nachdenken ist, kann er durchaus alles um sich herum vergessen. Doch er hat die Gabe, auch Fakten in Zusammenhang zu bringen, die für andere nichts miteinander zu tun haben. Deshalb glaubt er an eine Mordserie, als nach Swetlana ein weiterer Unfall mit ähnlichem mysteriösen Zettel geschieht.

Sein Freund Frank Achill allerdings hält das Ganze für Spinnerei. Dessen Vorgesetzte sehen das genauso. Andrès akribische Rechercheergebnisse sind für sie nicht relevant.

Währenddessen ist Andrè der Überzeugung, dass sich der Täter auf seinen Showdown vorbereitet.

Es gilt, den letzten Mord zu verhindern. Dazu sucht er die Gespräche mit Hinterbliebenen und kommt dabei zu überraschenden Einsichten. Nicht jeder ist für das verantwortlich, was ihm der Täter vorwirft.

Geschickt werden unterschiedliche Themen in die Handlug einbezogen. Mal geht es um Umweltschutz, dann wieder um die harte Hand eines Richters gegenüber Migranten oder um fiese Geschäftspraktiken eines Bauunternehmers.

Irina, die Andrès Vorgehen unterstützt, nutzt ihre Kontakte zu den Studenten, um auf ihre Weise eine Katastrophe zu verhindern. Die Einbeziehung der jungen Leute mit ihren technischen Fähigkeiten und ihren besonderen Humor gibt der Geschichte eine zusätzliche Farbe.

 

„...Chill dich und hör auf mit Fremdschämen. Die ertragen das. Aische läuft so rum, weil sie konservativ ist, und Jan und Malte weil sie hipp sind. Mich nennen sie übrigens Russen – Olga, und ich komm auch damit gut klar...“

 

Ab und an lässt mich der Autor einen Blick auf den Täter werfen. Der versteht sich nicht etwa als Mörder, sondern als Rächer für die Sünder.

Am Ende bleibt keine Frage offen. Alle Fäden werden zusammengeführt, selbst die, die ich als Leser vorher gar nicht im Blick hatte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.