Rezension

Fesselnd bis zur letzten Seite

Die Legion des Raben - Maria W. Peter

Die Legion des Raben
von Maria W. Peter

Bewertet mit 5 Sternen

„...So viele Muscheln am Strand, so viele Schmerzen bietet die Liebe...“

 

Wir schreiben das Jahr 260. Im Hause des Stadthalters von Treveris findet ein Fest statt. Invita, die junge Sklavin, soll sich davon fern halten. Doch ihre Neugier siegt. Aus sicherem Versteck beobachtet sie die Gäste und belauscht die Gespräche. Dann bringt der Tag eine Überraschung. Dem alemannische Sklaven Flavus und ihr wird eine gemeinsame Kammer zugeteilt. So genau weiß Invita nicht, was sie von ihm halten soll. Aus der gemeinsamen Nacht wird jedenfalls erst einmal nichts.

Am nächsten Morgen werden alle Sklaven aus dem Schlaf gerissen. Der edle Baetius wurde ermordet, nachdem er das Haus des Stadthalters verlassen hat. Die Witwe des Toten und dessen Sohn Publius beschuldigen Hyacinthus. Der Sklave begleitete Baetius auf den Weg. Deshalb sollen alle Sklaven des Hauses hingerichtet werden. Es bleiben nur enige Tage, um den wahren Mörder zu finden.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist der zweite Teil einer Trilogie. Obwohl ich Teil 1 noch nicht gelesen habe, hatte ich kein Problem, die Zusammenhänge zu erfassen.

Die Geschichte hat mich schnell gefesselt. Das lag nicht zuletzt an den gut charakterisierten Protagonisten. Invita ist eine junge Frau, die gern die Grenzen ihrer Möglichkeiten auslotet. Dabei hat sie schon schlimme Erfahrungen gemacht. Das aber hält sie nicht davon ab, sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Und das Todesurteil für die Sklaven von Baetius hält sie für alles andere als gerecht. Sie ist die persönliche Sklavin von Marcella, der Tochter des Stadthalters. Marcella bekennt sich zum Christentum und lässt Invita gewisse Freiheiten.

Flavus ist ein stolzer Mann. Lange Zeit umgibt ihn eine geheimnisvolle Aura, denn über seine Vergangenheit ist nur wenig bekannt.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte wird von Invita erzählt. Detailgenau schildert sie das Leben in römischen Trier (Treveris). Dabei zeigt sich auch die exakte Recherche der Autorin, denn ich werden als Leser mit Errungenschaften konfrontiert, die ich nicht in dieser Zeit verortet hätte.

Es ist hart zu lesen, wie mit Sklaven damals umgegangen wurde. Vor allem Publius und seine Mutter versuchen alles, Hyancinthus zu brechen und zu einem Geständnis zu zwingen.

Invita dagegen bemüht sich, den wahren Mörder zu finden. Dabei erlebt sie ein wahres Auf und Ab. Mit ihrer Reaktionsschnelligkeit meistert sich einige schwierige Situationen. Die Autorin nutzt das Geschehen, um mich mit dem Reichtum und der Ausstattung von Gütern außerhalb der Stadt bekannt zu machen. Gleichzeitig erlebe ich, wie eine wohlhabende junge Frau als Gast in einem solchen Haus behandelt wird.

Verstrickungen und Intrige sorgen neben der rasanten Handlung für einen hohen Spannungsbogen. Nach und nach erfahre ich die Hintergründe des Mordes, obwohl sich Flavus immer nur zu den Dingen äußert, die unbedingt nötig sind. Das ist für Invita schwer zu ertragen, denn eigentlich mag sie den jungen Mann, weiß aber nie, inwieweit er in die Geschehnisse verstrickt ist.

Obiges Zitat ist ein Beispiel für die Einbeziehung von klassischen Aussprüchen, denn es stammt von Ovid. Außerdem wird damit deutlich, dass Invita über höhere Bildung verfügt, denn sie äußert die Worte.

Karten der Zeit, ein Glossar und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie malt ein spannendes Bild der Zeit.