Rezension

Fesselnd bis zur letzten Seite

Aarauer Finsternis - Ina Haller

Aarauer Finsternis
von Ina Haller

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich weiss, du hörst es nicht gerne, und Geduld mit dir selber zu haben gehört nicht zu deinen Stärken, aber du musst dir Zeit geben. Das, was du erreicht hast, ist nicht selbstverständlich...“

 

Die Geschichte beginnt mit einem geheimnisvollen Prolog. Dann treffe ich alte Bekannte wieder. Andrina ist mit Enrico befreundet, hat aber um Zeit gebeten, bevor sie die Entscheidung fällt, endgültig mit ihm zusammen zu leben.

Enrico, Chef von JuraMed, hat momentan einige Probleme. Köbi Steiner, ein Mitarbeiter, hat sich erst krank gemeldet und dann schriftlich gekündigt. Seitdem ist er nicht mehr zu erreichen.

Gerade als Andrina bei Enrico ist, erreicht den die Nachricht, dass in seiner Firma eingebrochen wurde.

Außerdem bekommt Enrico Besuch von Sergio Moretti. Für Andrina ist er ein Unbekannter. Doch sie registriert die heftige Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der siebte Teil mit Andrina.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich und ausgefeilt. Gekonnt versteht es die Autorin, die psychischen Tiefen ihrer Protagonisten auszuleuchten.

Im letzten Teil wurde Andrina schwer verletzt. Das Eingangszitat weist auf bisherige Erfolge hin. Trotzdem bleibt bei ihr eine gewisse Unsicherheit. Doch gerade in schwierigen Situationen ist ihr Enrico eine Stütze. Er motiviert sie behutsam, sich das eine oder andere wieder zuzutrauen. Sein Verschwinden trifft sie deshalb besonders hart. Sie weiß nicht, wem sie trauen kann. Jeder scheint sein eigenes Spiel zu spielen. Mehrere Fotos treiben Andrinas Angst auf die Spitze. Letztendlich macht sie sich selbst auf die Suche. Sie ahnt nicht, dass ihr eigenes Leben ebenfalls in Gefahr ist.

Doch es gibt auch ruhige und besinnliche Stellen. Dort zeigt sich, wie geschickt die Autorin Adjektive zur Beschreibung nutzt. Das folgende Zitat ist ein Beispiel dafür:

 

„...Der Efeu war von der Fassade verschwunden. Diese war in hellgelben Ton gestrichen worden, zu dem das Blau der Fensterläden passte. Der Garten wirkte wie ein Park im Miniformat, mit dieser gemütlichen Sitzecke und einem Hängekorb unter dem Kirschbaum...“

 

Integriert in die Geschichte sind besondere Episoden aus Enricos Kindheit. Hinzu kommen gut ausgearbeitete Gespräche. Es geht haarig zu, wenn sich Andrina gegen Gabys Vorwürfe wehrt. Einfühlsam dagegen sind die Dialoge zwischen ihr und Enrico. In den Unterhaltungen mit Marco, Enricos Halbbruder und Andrinas Ex, schwingt unterschwellig eine nie versiegte Hoffnung seitens von Marco mit. Die wird stärker, je länger Enricos Verschwinden dauert.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte lebt nicht nur von der abwechslungsreichen Handlung, sondern insbesondere von den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten. Die zwischenmenschlichen Befindlichkeiten sorgen für eine zunehmend latente innere Spannung.