Rezension

Fesselnd, fordernd und etwas zu vielschichtig

Die Zwölf - Justin Cronin

Die Zwölf
von Justin Cronin

Bewertet mit 3 Sternen

Die Passage Trilogie ist ein Epos, das Grenzen sprengt. Justin Cronin hat keine Hemmungen und schert sich nicht um gängige Schreibregeln, die meinen zu wissen, was man Lesern zumuten kann und was nicht. Eigentlich gefällt mir das, bietet es doch Möglichkeiten für außergewöhnliche Bücher. Im zweiten Teil der Reihe hat er ein bisschen übertrieben. 

Auf drei Zeitebenen bekommt man es mit einer unglaublichen Fülle an Personal zu tun. 
Zunächst geht es zurück zur Zeit des Ausbruchs des Virus und man erfährt das Schicksal einiger Figuren, die in Band 1 nur am Rande erwähnt wurden. Das ist spannend, aber man knabbert daran, die neuerlichen Ereignisse mit dem Geschehen aus dem ersten Buch überein zu bringen. Wer die beiden Bücher nicht direkt hintereinander liest, wird Probleme bekommen. 

Dann wird ein schicksalhaftes Ereignis im Jahr 73 geschildert, was neue Familien ins Spiel bringt. An dieser Stelle habe ich aufgegeben zu versuchen, den Überblick zu behalten. Hier und da ist offensichtlich jemand verwandt mit irgendwem, den man schon kennt, aber es sind einfach zu viele Menschen.

Im Jahr 98 haben sich dann in verschiedenen Städten unterschiedlichste gesellschaftliche Strukturen etabliert, nochmal 20-50 neue Leute, diverse politische Systeme und rivalisierende Rebellenorganisationen sind zu verdauen. Es ist faszinierend, spannend und vielfältig, aber dann doch im Grunde Stoff für etwa 5 Bücher. Immer wieder taucht jemand aus der Vergangenheit auf, sehr interessant, leider hat man inzwischen vergessen, wie er ins Gesamtbild passt.  

Der Showdown ist furios, überraschend und wirklich blutig. Hier kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man kommt allerdings nur so weit, wenn man sich unterwegs damit abgefunden hat, einfach nicht alles verstehen zu können. Auch die metaphysische Ebene, die am Ende dazu kommt, gibt Rätsel auf. 

„Die Zwölf“ ist ein fesselnder, aber sehr fordernder, Mittelteil der Trilogie. Ich bin jetzt höchst gespannt auf Band 3 und hoffe, dort den roten Faden wiederzufinden, der aktuell etwas lose im Raum hängt. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. Januar 2017 um 15:20

Überall Ariadnes unterwegs ... würde man sich überwinden, einen Stift und einen Zettel in die Hand zu nehmen und einige Personen zu notieren ... die Diskussion hatten wir schon. Wahrscheinlich kommt es dem Autor aber mehr darauf an, dass man das Gesamtszenario versteht und nicht jeden einzelnen Pimpel im Auge behält.