Rezension

Fesselnd geschrieben!

Das Herz ihrer Tochter - Jodi Picoult

Das Herz ihrer Tochter
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt in diesem Buch verschiedene Ich-Erzähler, die abwechselnd auftreten: June, Michael, Lucius und Maggie. Das kennt man ja schon von anderen Picoult-Büchern, z.B. „Beim Leben meiner Schwester“. Dadurch erhält man gut Einblick in verschiedene Sichtweisen derselben Sache. Sehr schön kommen hier die Gedanken und Gefühle des jeweiligen Ich-Erzählers zum Ausdruck. Es fällt nicht schwer, sie nachzuvollziehen.

June hat durch einen Mord ihren 2. Ehemann und ihre Tochter Elizabeth verloren. Sie wurden scheinbar von Shay Bourne, der als Handwerker bei der Familie arbeitete, erschossen, das Mädchen vorher missbraucht. Kurz danach kommt ihr 2. Kind, Claire, zur Welt, allerdings mit einem kranken Herzen. Als Claire 11 Jahre alt ist, kann nur noch eine Herztransplantation helfen.

Michael, ein junger Student der als Geschworener geladen wurde, muss mitentscheiden, ob der Mörder hingerichtet werden soll oder nicht. Er tut sich sehr schwer damit und ist der letzte der 12 Geschworenen, der für die Todesstrafe stimmt. Doch er hat kein gutes Gefühl dabei. Nach dem Studium wird er Priester und in dieser Eigenschaft Shay Bournes Seelsorger im Todestrakt des Gefängnisses.

Lucius ist Bournes Zellennachbar im Gefängnis. Er hat AIDS, und es geht ihm schon ziemlich schlecht.
Als Bourne in den Todestrakt verlegt wird, kommt es hier zu diversen Wundern und Wunderheilungen. Das kennt man ja auch schon aus Picoults Roman „Die Wahrheit der letzten Stunde“ (Die Autorin bringt auch eine Figur aus diesem Buch, nämlich Ian Fletcher, hierher mit.)

Maggie ist Anwältin für Menschenrechte. Sie möchte natürlich gerne die Todesstrafe abgeschafft sehen. Shay Bourne möchte allerdings sterben und nicht gerettet werden. Um noch etwas Gutes zu tun, möchte er Claire sein Herz spenden. Maggie kämpft dafür, dass er das tun kann.

Die Bücher von Jodi Picoult sind doch immer wieder eine schöne Diskussionsgrundlage. Sie bringt Themen auf, die nicht einfach abzuhandeln sind. In diesem Buch geht es vor allem um die Todesstrafe und um Religionen. Wobei die Religionen für meinen Geschmack einen viel zu großen Raum einnehmen. Nach dem Titel und dem Klappentext hatte ich eigentlich erwartet, dass das Hauptanliegen dieses Buches die Organspende ist bzw. die Zwickmühle, in der sich June befindet. Das hätte ich auch weitaus interessanter gefunden. Leider wird dieses Thema verhältnismäßig kurz abgehandelt. Stattdessen liest man über irgendwelche Evangelien, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden, Shay Bourne kann scheinbar Wunder wirken und hat insgesamt sehr viel Ähnlichkeit mit Jesus. Als er hingerichtet werden soll, ist er 33 Jahre alt, er ist Zimmermann und gibt einige mystische Sätze aus einem gnostischen Evangelium von sich, obwohl er absolut ungebildet ist. Das ist mir persönlich alles zu abstrus, und doch hat mich dieses Buch gefesselt, nicht durch die Geschichte, sondern vor allem durch den typischen Erzählstil von Jodie Picoult.