Rezension

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Fesselnd, Handlung aber anders verlaufen als gedacht

Das Therapiezimmer -

Das Therapiezimmer
von Aimee Molloy

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum Inhalt

Das frisch gebackene Ehepaar Annie und Sam Statler ziehen von New York in das ländliche Städtchen, in dem Sam aufgewachsen ist, damit er sich seinen Traum von einer eigenen Praxis erfüllen kann. Recht schnell jedoch trügt der schöne Schein der beiden, denn sie verheimlichen sich sehr viel und ihr Leben geht bergab, bis Sam eines Tages zur Arbeit fährt und spurlos verschwindet. 

Fazit/Rezension

Das Buch gliedert sich in drei Abschnitte, die man alle unterschiedlich bewerten kann. Der erste Abschnitt beginnt zwar langsam, aber noch spannend, sodass man sich in das Leben der beiden gut einfinden kann. Es lässt sich generell sehr leicht lesen, was die verschiedenen Wendungen im Buch noch interessanter und komplexer macht. Vor allem das Ende des ersten Abschnittes lässt den Leser mit vielen Fragen zurück, dass man praktisch gezwungen ist, direkt mit dem nächsten Abschnitt weiterzumachen. Allerdings verlaufen die verschiedenen Handlungsstränge danach in sehr viele unterschiedliche Richtungen, und man verliert sehr schnell den Überblick. Allerdings hinterlässt das Buch im Nachhinein auch das Gefühl, dass man ,,doch besser hätte aufpassen sollen'', um genau darüber nachzudenken, ob man nicht vielleicht schon früher hätte merken können, dass es nicht so rosig zwischen Sam, Annie und dem Vermieter läuft. 

Wie schon in einigen Renzensionen angesprochen wurde, finde ich die Charaktere eher unsympathisch, was ich etwas schade finde. Ich denke, da hätte man mehr rausholen können. Sam wird teilweise ein bisschen als der eher ,,dümmliche'' Macho, der in Jugendzeiten alle Frauen abgeschleppt hat, dargestellt, während Annie zu Beginn etwas komisch dargestellt wird, wie sie exzessiv Listen und Rezensionen schreibt. Ich weiß, dass es gewollt ist, dass Geschlechternormen bis ins Extreme ,,parodiert'' werden, finde aber, dass so etwas eher schwierig in die Story gepasst hat und generell auch nicht das Genre Thriller erfüllt; zudem verstärkt der extreme Schreibstil nur, dass die Charaktere noch unsympathsicher werden, weil Sam immer auf ,,Ärsche'' guckt und anderen Frauen hinterhergafft (zu Beginn). 

Außerdem finde ich, dass sich die Story im letzten Abschnitt zu zäh evolviert. Ich finde, dass das Ende nicht zusammengepasst hat; zwar wird die alte Hausbesitzerin vorher schon angesprochen, scheint aber dann keinen richtigen Bezug zu Albert Bitterman herstellen zu können. Albert Bitterman ist auch so ein Fall für sich, denn mir war das Lesen seiner Stellen teilweise so unangenehm, weil er so extrem kindlich, gruselig, aber auch stalkerhaft porträtiert wurde... 

Ich finde es auch teilweise verwirrend, dass die Idee, dass Annie Sam bei den Therapiesitzungen belauscht, die eigentlich anscheinend als das ,,Hauptthema'' des Buches vorgetsellt wird, so in den Hintergrund gerät. Ich finde, dass das belauschen nicht wirklich etwas zur Handlungsentwicklung beiträgt. Oder generell die Patienten von Sam, die ja eher als ,,Belustigung'' dargestellt wurden, wie sie ,,Skinnyjeans'',... genannt werden. Oder Charlie, die ja eigentlich nur Annie als perverses Rollenspielchen darstellen soll :D

Noch zu dem psychologischen Hintergrund des Thrillers. Ich finde, dass das zu den gelungenen Teilen des Buches gehört. Ist ja insgesamt ein sehr spannendes Thema, und ich finde, aus dem Buch konnte man sehr viel mitnehmen. Zudem ist die Grundidee des Buches ja auch sehr interessant, ich hätte wahrscheinlich die Hintergrundgeschichte anders beschrieben. Zudem ich ja bis zum Schluss noch hartnäckig an der Idee festgebissen habe, dass es sich bei Albert nur um ein verstörtes Selbstbild von Sam selbst handelt :D Wie man sich doch täuschen kann...