Rezension

Fesselnd, rasant, macht nachdenklich

Das Joshua-Profil
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung:
Bevor ich anfange möchte ich an dieser Stelle erst einmal kurz erwähnen, dass es empfehlenswert ist, Die Blutschule von Max Rhode vor Das Joshua Profil zu lesen, da beide Bücher ein bisschen zusammenhängen. Denn bei zuerst genanntem handelt es sich um den einzigen Erfolg, den der Protagonist in Das Joshua Profil erzielt hat.
Ich war sehr gespannt auf Das Joshua Profil. Nicht nur, weil Sebastian Fitzek zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehört, sondern ebenfalls, weil ich zugegeben von seinem letzten Werk eher enttäuscht, denn begeistert war. Als ich das Buch in den Händen hielt, war ich gleichzeitig gespannt, hatte allerdings auch ein bisschen Angst, dass es mir stellenweise vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten sein könnte, wie letztes Jahr bei Passagier 23. Doch meine Angst sollte sich zum Glück nicht bestätigen.
Gleich der Anfang hat mich wieder einmal dazu gebracht, sogleich in die Geschichte einzutauchen. Ich vergaß alles um mich herum und machte es mir an der Seite des Protagonisten Max Rhode gemütlich. Gemeinsam saßen wir zusammen im Auto und unterhielten uns mit seiner Tochter, die es faustdick hinter den Ohren hat und mir, nicht nur aus diesem Grund, gleich total sympathisch war. Das Buch beginnt eher ruhig. Sebastian Fitzek stellt seine Protagonisten vor und erzählt ein bisschen aus deren Leben. Er bringt dem Leser die Gedanken des erfolglosen Schriftstellers, nämlich Max Rhode, sehr nahe und verständlich rüber und bedient sich dabei am Ich-Erzähler. So konnte ich mich auf der Stelle mit ihm identifizieren und ebenfalls mit ihm mitfühlen.
Die ersten Seiten sind zwar eher ruhig, aber schon dort wurde ich wieder von diesem typischen "Fitzek-Sog" gefangen genommen. Ich habe sofort mit den Protagonisten sympathisiert und wollte unbedingt wissen, was mit ihnen geschehnen würde. Und wer zum Teufel ist überhaupt Joshua? Lange muss man auf einen kleinen Teil der Antwort nicht warten. Schon bald geschehen Dinge, die den Protagonisten, wie auch den Leser nach Luft schnappen und an seinem Verstand zweifeln lassen. Ist das nun wirklich geschehen? Habe ich mich total oft gefragt. Ich war an einigen Stellen genau so verwirrt, wie Max Rhode, was mir sehr gut gefallen hat, denn dadurch war ich einfach noch tiefer in der Geschichte drin.

»Der Mensch verdrängt. In jeder Stunde seines Daseins. Sonst wäre er nicht überlebensfähig. Würden wir uns dem Grauen stellen, das sich jeden Morgen allein auf den Startseiten der Nachrichtenportale vor uns ausbreitet, wären wir nicht mehr in der Lage, ein normales Leben zu führen.«
Zitat aus: "Das Joshua Profil"

Der Autor versteht es, seine Leser mitzureißen und sie in die Irre zu führen. Es geschahen Dinge, die ich nie für möglich gehalten habe und die mich zum Nachdenken gebracht haben. Nicht nur während des eigentlichen Thrillers, sondern ebenfalls im Nachwort von Fitzek, hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Was mich sehr berührt hat, ist die Verbindung zwischen Max und seinem Bruder Cosmo. Letzterer ist pädophil und deswegen gerade in Therapie. Man sollte meinen, dass man als Leser gerade bei einem Pädophilen absolute Abscheu entwickelt, aber irgendwie hat es Sebastian Fitzek geschafft, dass Cosmo mir sogar Leid getan und ich ihn total in mein Herz geschlossen hatte, was mich zugegeben schon ein bisschen schockiert...
Doch nicht nur das Thema Missbrauch wird hier zur Sprache gebracht und vertieft, sondern ebenfalls ein anderer Knackpunkt, von dem ich in dieser Form, zugegeben, bis dato noch gar nichts gehört hatte. Es hat mir Angst gemacht zu erfahren, welche Richtung der Thriller wegen diesem Thema plötzlich genommen hat. Gerade diese Tatsache führte auch dazu, dass ich ab dem Moment nicht mehr einfach nur gelesen habe, sondern mir dabei Gedanken machte, in wie weit ich davon betroffen sein könnte. Ich kann darauf nicht in allen Einzelheiten eingehen, da ich sonst zu viel verraten würde. Nur so viel: Es ist (mal wieder) ein brandaktuelles Thema.
Als ich dachte, nun hat sich alles aufgeklärt, geschah eine andere Wendung und der ganze Kreislauf des Fingernagelkauens ging in die zweite Runde. Ich mag dieses "Noch mal eins Draufsetzen" vom Autor sehr gerne und wäre ehrlich gesagt auch enttäuscht gewesen, wenn er es bei Das Joshua Profil nicht erneut so praktiziert hätte.
Als ich am Ende angelangt war, war ich zufrieden, ach was sage ich? Ich war begeistert! Der Thriller gibt erneut viel Anreiz zum Nachdenken und hallt sehr lange nach. Er wird von außerordentlich authentischen Protagonisten geleitet, die einen in einer enormen Geschwindgkeit durch die Geschichte hetzen. Einmal begonnen, legt man das Buch nicht ein einziges Mal zur Seite.

Fazit:
Das neueste Werk von Sebastian Fitzek lebt von unglaublicher Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Das Joshua Profil knüpft für mich an die herausragenden Thriller vergangener Zeiten, wie z.B. Die Therapie an, was ich sehr erfreut zur Kenntnis genommen habe. Es hat mir Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und ich habe nicht eher mit dem Lesen aufgehört, ehe ich nicht jedes einzelne Wort inhaliert hatte. Fitzek is back - Und zwar sogar noch besser, als sonst!

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