Rezension

Fesselnd und abwechslungsreich

Du bist die Nächste - Rachel Dylan

Du bist die Nächste
von Rachel Dylan

Bewertet mit 5 Sternen

„...Sie haben eine riesige Zielscheibe auf den Rücken. Und Juan Wade schießt nicht daneben...“

 

Sophie Dawson hat ihren ersten wichtigen Geschworenenprozess in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität gewonnen. Ein neuer Fall liegt schon auf ihrem Schreibtisch. Es geht um Veruntreuung von Geldern in einer bekannten Privatbank

Auf dem Weg nach Hause hält Sophie an einer Tankstelle, um sich etwas Essen zu besorgen. Dabei bekommt sie mit, wie ein junger Mann den Tankwart und anschließend eine Frau erschießt, bevor er flieht. Sie merkt sich das Autokennzeichen und ruft die Polizei.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.

Sophie hätte es nicht nötig, zu arbeiten. Doch die junge Frau möchte sich für Gerechtigkeit einsetzen. Sie ist Staatsanwältin aus Berufung, nicht wegen des Geldes. Sie selbst drückt das so aus:

 

„...Aber ich kann nicht den ganzen Tag herumsitzen und von einem dicken Treuhandkonto leben. Ich will, dass mein Leben einen Sinn hat. Gott hat mir die Fähigkeiten gegeben, im Gerichtssaal etwas zu bewirken, und ich fühle mich verpflichtet, diese Fähigkeiten zu nutzen...“

 

An der Tankstelle ahnt sie nicht, wie gefährlich die Lage ist. Der Täter ist der jüngste Bruder von Juan Wade, einem der Könige der Unterwelt.

Das Eingangszitat stammt von Patrick. Er wurde von auswärts hinzugezogen und wird den Fall als Staatsanwalt übernehmen. Noch weiß Sophie nicht, dass nicht nur ihre neue Rolle als Zeugin ihr Leben bedroht. Auch mit dem Wirtschaftsfall stochert sie in eine Wespennest, das jeden Augenblick explodieren kann.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er passt sich gekonnt den Gegebenheiten an. Einerseits sorgt er für spannende Handlungsabläufe, andererseits werden geschickt Ruhepunkte gesetzt. Letzteres geschieht vor allem, wenn ich als Leser Einblicke in Sophies Gedankenwelt erhalte. Dazu dienen ebenso kurze Rückblicke in die Vergangenheit.

An vielen Stellen ist spürbar, dass sich die Autorin im amerikanischen Gerichtswesen auskennt. Im Verlaufe der Handlung werden dessen Schattenseiten deutlich. Dazu gehören nicht allein e Befragungen durch den gegnerischen Anwalt, die einen Zeugen an den Rand der Verzweiflung bringen können, wenn sehr persönliche Dinge zur Sprache kommen, die mit dem Fall nichts zu tun haben, aber auf die Glaubwürdigkeit abzielen. Mit dem nötigen Geld und entsprechender Kaltblütigkeit lässt sich das System außerdem manipulieren und austricksen. Selbst Ashley, Juans Staranwältin, bekommt seine Überheblichkeit zu spüren. Er droht ihr unverhohlen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich kann und will hier nicht auf all die vielen Facetten der Geschichte eingehen. Das würde den Rahmen einer Rezension sprengen. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung.