Rezension

Fesselnd und ironisch

Level 6 - Unsterbliche Liebe - Michelle Rowen

Level 6 - Unsterbliche Liebe
von Michelle Rowen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt:

Die sechzehnjährige Kira erwacht in vollkommener Dunkelheit, ohne zu wissen, wie sie in dieser Situation gelandet ist. Doch sie ist nicht allein: Mit ihr im Raum ist der siebzehnjährige Rogan, ein verurteilter Mörder. Sie erfährt, dass sie in einer Reality Show gelandet und untrennbar mit ihm verbunden ist. Von nun an müssen die beiden sechs Level bewältigen - versagen sie, droht ihnen der Tod. Und der Countdown läuft ...
Kira merkt schnell, dass sie nichts ist als ein Spielball in einem kranken Unterhaltungsprogramm. Wem kann sie noch trauen?

Meine Meinung:

Ich war im Vorfeld etwas skeptisch, weil mich das Konzept Reality Show bisher nicht wirklich überzeugt hat.
Tatsächlich wurde ich positiv überrascht. Die ebenso faszinierende wie verstörende Idee verbirgt noch mehr als nur den Wettlauf gegen die Zeit in einer Reality Show und auch diese selbst ist spannend, dadurch, dass den beiden immer nur wenig Zeit bleibt, um die Aufgaben zu lösen. Dabei stehen die Aufgaben selbst fast im Hintergrund, viel wichtiger ist die Frage, wem Kira trauen kann und was hinter der Show steckt. Und wie sie da wieder rauskommt. Oder ob überhaupt. Dadurch sind die Level auch nicht hochgradig komplex, die Spannung wird eher durch den Countdown gehalten.

Kira erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und hat einen angenehm sarkastischen, teilweise auch zynischen Erzählstil. Insgesamt war das Buch sehr fesselnd, sodass ich mich nur mit Mühe von den Seiten lösen konnte.
Kira war mir sympathisch. Sie lebt zwar seit zwei Jahren auf der Straße, ist aber keine eiskalte Bad Ass, sondern stark mit Schwächen. Sie hat Ängste, die sie zugibt, denkt aber auch meist nach und versucht, das Spiel zu durchschauen. Gerade mit ihrer Ironie sammelte sie bei mir Pluspunkte.
Rogan ist ein faszinierender und vor allem tiefgründiger Charakter. Die Interaktion zwischen den beiden ist anfangs fast unterhaltsam, denn wie geht man mit einem Jungen um, der für Mord verurteilt ist, aber in absehbarer Zeit nicht so schnell loswird? Dennoch behauptet Rogan auch, dass nicht alles an den Geschichten über ihn stimme und Kira ahnt, dass mehr dahinter steckt.
Auch die anderen Charaktere sind oft tiefgründig, sodass gerade die Schwarz-Weiß-Einteilung gegen Ende verwischt.

Die Entwicklung der Liebesgeschichte fand ich nicht hundertprozentig nachvollziehbar, aber letztendlich konnte sie dann doch mein Herz erwärmen.
Was mich am meisten überrascht hat, war die Tatsache, dass es sich um eine Dystopie handelt. Das bot technisch mehr Möglichkeiten, allerdings bleiben hier die Umstände dann doch etwas auf der Strecke. Es wird zwar von einer Plage gesprochen, die 60 Prozent der Menschen ausgelöscht haben soll, viel mehr erfährt der Leser aber auch nicht mehr dazu, da der Fokus auf der Show und ihren Hintergründen liegt. Somit wird leider auch nicht näher beschrieben, wie die Welt nach dieser Plage aussieht.

Fazit: Sehr fesselnd mit tiefgründigen Charakteren und sarkastischem Erzählstil, auf die dystopische Welt wird nicht näher eingegangen, der Fokus liegt auf den Hintergründen der Reality Show