Rezension

Fesselnd und unterhaltsam

Nur nachts ist es hell -

Nur nachts ist es hell
von Judith W. Taschler

Bewertet mit 5 Sternen

Elisabeth, die jüngste der vier Geschwister der Familie Brugger, schreibt für ihre Großnichte Christina ihre Lebensgeschichte auf. Nach ihrer Matura arbeitet sie zunächst als Lazarett-Schwester, bevor sie sich ihren großen Traum erfüllt und Medizin studiert. Anschließend arbeitet sie als Ärztin, nicht nur, aber auch für Geburtshilfe.

Es ist mein erster Roman von Judith W. Taschler. Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, dass es sich um den zweiten Band der Familiengeschichte nach „Über Carl reden wir morgen“ handelt. Für mich war der erste Band zum Verständnis nicht notwendig.

Judith W. Taschler nutzt die Ich-Perspektive und erzählt als Elisabeth. Das macht den Roman authentisch. Dabei wird die Chronologie nicht eingehalten, es gibt Zeitsprünge in die Vergangenheit, mitunter auch in die Zukunft. Mit hat dies ausgesprochen gut gefallen, denn genauso wird erzählt.

Es wird nicht nur ein Leben im Mühlviertel und später in Wien beschrieben, sondern auch ein Stück Medizingeschichte. Deutlich wird, wie schwer es die ersten Frauen hatten, Medizin zu studieren. Sie wurden von ihren Professoren nicht ernst genommen und teilweise diskriminiert.

Da Elisabeths Familie immer gut situiert war, stehen ihre Lebensumstände im Vordergrund. Allerdings sieht sie als Ärztin auch andere Verhältnisse, die kurz angerissen werden, insbesondere dann, wenn es um Sexualität, Verhütung, Abtreibungen und Geburtshilfe geht.

 

Die Familiengeheimnisse der Familie Brugger werden aufgedeckt. Nicht nur die Zwillinge Carl und Eugen teilen eines mit wenigen Familienmitgliedern, auch die Mutter Anna erzählt Elisabeth, warum sie ihren Vater Albert geheiratet hat. Und natürlich hat auch Elisabeth nicht nur eins.

Ein Stammbaum am Ende des Buches ist eine schöne Ergänzung. Ich hätte mir allerdings ein paar Lebensdaten zur besseren Einordnung gewünscht.

Das Cover zeigt das Gemälde „Going home“ von Tom Roberts. Ich finde es passend ausgewählt.

Fazit: ein fesselnd und unterhaltsam geschriebener Roman, für den ich gern eine Leseempfehlung gebe