Rezension

Fesselnde Geschichte über den schlimmsten Albtraum für Eltern

Es geschah in dunkler Nacht
von Jane Shemilt

Bewertet mit 4 Sternen

Die Ärzteehepaar Emma und Adam lebt mit den Töchtern Alice und Zoë in London. Beide Eltern arbeiten sehr viel und versuchen trotzdem ein funktionierendes Familienleben hinzubekommen.
Adam erhält das Angebot für 1 Jahr zu einem Forschungsprojekt nach Botswana zu gehen. Emma ist nicht begeistert und zunächst entscheiden die beiden, dass Adam alleine gehen soll und Emma bleibt mit den Kindern in London. Dann stellt Emma fest, dass sie ungeplant schwanger wurde. Etwa 3 Monate nach der Geburt des kleinen Sam geht die Familie dann doch komplett nach Botswana und bezieht dort für die Dauer des Aufenthalts ein gemietetes Haus in einer ländlichen Gegend, nahe einem Dorf.
Im ersten Kapitel erleben wir dann gleich die Entführung des kleinen Sam, die im März 2014 in Botswana geschah.
Danach springen wir zurück ins den März 2013 und wir begleiten die Familie bei den Vorbereitungen für den Auslandsaufenthalt, erleben die Geburt von Sam, die Reise nach Botswana und das Leben der Familie dort. Das alles war interessant dargestellt und gibt dem Leser die Gelegenheit, die Familie gut kennenzulernen.
Aber bis es dann zur eigentlichen Entführung kommt, dauert es fast bis zur Hälfte des Buches. In Kapitel 20 geschieht es dann und dieses Kapitel ist mit Kapitel 1 absolut textgleich.
Dieses Stilmittel habe ich so noch nie erlebt und fand es als Darstellung so recht interessant.
Der schlimmste Albtraum, den Eltern erleben können, beginnt.
Der kleine Sam ist entführt worden, niemand hat etwas bemerkt und scheinbar hat auch niemand ein Motiv, das Kind zu entführen. Eine Lösegeldforderung geht nicht ein.

Sehr gut gelungen ist der Autorin die Darstellung der vielen Emotionen, die die gesamte Familie erlebt. Entsetzen, Verzweiflung, Trauer, Hoffnung, alles ist dabei. Sehr gut dargestellt sind auch die Reaktionen und Verhaltensweisen der beiden Töchter, die als Kinder ganz anders reagieren als ihre Eltern.
Die polizeilichen Ermittlungen gehen in alle Richtungen und geben der Familie einerseits Hoffnung, dass der kleine Sam gefunden wird, andererseits kostet das alles auch viel Kraft, denn schnell schalten sich auch die Medien ein und belagern die Familie.
Dieser Teil hat mir eigentlich am besten gefallen, denn wir erhalten tiefe Einblicke in das Gefühls- und Seelenleben der Familie.
Die Charakterisierung und Darstellung der Figuren ist der Autorin wirklich toll gelungen. Ich konnte mit allen mitfühlen und ihre Emotionen sind gut bei mir angekommen.
Und natürlich habe auch ich mich gefragt, wer Sam entführt haben könnte und warum. Möglichkeiten gab es da viele.
Letztendlich kehrt Emma mit den Töchtern nach London zurück und Adam bleibt in Botswana. Sie geben die Hoffnung nicht auf.
Emma versucht wieder etwas Normalität in ihr Leben zu bekommen, vor allem für ihre Töchter. Aber die Ungewissheit, was mit Sam geschah quält sie natürlich weiterhin.

Der Anfang der Geschichte vor der Entführung hat sich für meinen Geschmack ein bisschen zu lang hingezogen und am Ende ging alles vielleicht ein bisschen zu schnell. Aber spätestens ab der Entführung konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Das Schicksal des kleinen Sam und alle Versuche, den Täter und ein Motiv zu finden, haben mich sehr gefesselt.
Es war ein großes Verwirrspiel mit vielen Verdächtigen, Motiven und Möglichkeiten. Aber genau wie die Polizei und die Familie hatte auch ich keine Idee, was geschehen sein könnte. Die Autorin schafft es, viele Fährten zu legen von der aber scheinbar keine zum Ziel führt.
Erst ganz zum Ende gibt es die Auflösung und die war sehr überraschend, aber glaubhaft und nachvollziehbar.

Diese Geschichte erzählt vom schlimmsten Albtraum, den Eltern bzw. die ganze Familie erleben können. Durch einen detailreichen Schreibstil und einen gut konstruierten Plot sowie toll gezeichnete und charakterisierte Figuren ist es ein fesselndes Leseerlebnis!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

Leseprobe

 

© Fanti2412