Rezension

Fesselnde Mischung aus Krimi und Erfahrungsbericht aus dem 2. Weltkrieg

Tödlicher Frost - Asbjørn Jaklin

Tödlicher Frost
von Asbjørn Jaklin

Dieser Kriminalroman spielt sich auf zwei Ebenen ab: Auf der einen Seite erleben wir Oslo im Jahre 1949 und begleiten den Oberstleutnant Reinhardt Stuckmann dabei, wie er unter falschem Namen an einer Konferenz teilnimmt, die ausgewählten politischen Eliten vorbehalten ist. Der Leser erfährt hierbei, wie sich Europa nach dem Krieg auf neue Konflikte und Herausforderungen vorbereitet.

Auf der anderen Seite haben wir die Haupthandlung, die sich während des Jahreswechsels von 2009 und 2010 im äußersten Norden Norwegens abspielt und in der wir den jungen Nachwuchs-Journalisten Alex Winther bei seinen Nachforschungen in einem besonders grausamen Mordfall begleiten. Denn der junge Mann ist sich sicher, dass zwischen dem Mordfall und der dunklen Vergangenheit Nordnorwegens ein Zusammenhang besteht und gräbt daher zusehends neue Informationen aus, die besser hätten geheim gehalten werden sollen.

Dieser Krimi lässt eine deutliche Zweiteilung erkennen, da sich der Autor in der ersten Hälfte nahezu ununterbrochen mit Schilderungen der Grausamkeiten, die sich während des zweiten Weltkriegs in nordnorwegischen Lagern abspielten, widmet und so der eigentliche Mord stark in den Hintergrund rückt. Ich fand es sehr spannend und interessant, diese erste Hälfte zu lesen, da mir jene historische Sicht auf Norwegen bislang gänzlich unbekannt war. Es ist ja auch vollkommen richtig und wichtig, den Leser über diese Geschehnisse zu informieren und ich kann mir vorstellen, dass es dem Autor ein persönliches Anliegen war, dies dem Leser näher zu bringen, aber so muss ich einfach sagen, dass er das nicht besonders geschickt gelöst hat. Ich hätte mir da an dieser Stelle einfach gewünscht, dass eine stärkere Verflechtung der Gegenwart mit der Vergangenheit stattfindet, anstatt dass man erst einen Block über die Vergangenheit und dann über die Gegenwart zu lesen bekommt.

Einige Passagen über hatte ich auch Probleme, dem Geschehen inhaltlich zu folgen, da offenbar viel geschichtliches Wissen vorausgesetzt wurde. Für mich als Laien ist es nicht selbstverständlich zu wissen, wann welche Russen irgendwelche geheimen Sitzungen abgehalten haben, um irgendwelche besonderen Angriffe zu planen. Es geht hier wirklich nicht um das allgemein geläufige Weltkriegs-Wissen, das einem in der Schulbildung vermittelt wird, sondern um vertiefte historische Zusammenhänge, die mich, einfach so in den Raum gestellt, überforderten.

Alles in allem hat mich dieser skandinavische Krimi jedoch eher nachdenklich zurückgelassen, der Autor weiß es, den Leser an der richtigen Stelle zu fesseln und ihn zu erschüttern. Ich empfehle dieses Buch trotz einiger kleiner Schwächen weiter, da ich glaube, dass sowohl Freunde des guten Krimis als auch all jene, die sich für die Geschichte Norwegens oder allgemein den zweiten Weltkrieg interessieren sich hier gut unterhalten fühlen werden.