Rezension

Fesselnde Mischung aus schöner Kulisse und verletzten Seelen

Die Gärten von Monte Spina - Henrike Scriverius

Die Gärten von Monte Spina
von Henrike Scriverius

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Die Gärten von Monte Spina" ist der Debütroman von Henrike Scriverius und erscheint am 1.8.2019 im Droemer Verlag.

Vor Lanzarote liegt die kleine Privatinsel Monte Spina inmitten wunderschöner Natur und vor der Kulisse der stürmischen Küste. Die verwitwete Toni ist Gärtnerin und bekommt nach einem Job in England von dem Inhaber Monte Spinas ein Arbeits-Angebot. Diese abgeschiedene Insel mit seiner Einsamkeit zieht Toni wie magisch an, denn dort bietet sich ihr die Gelegenheit, denn dort scheint sie unabhängig und allein arbeiten zu können. Allerdings hat die Insel auch eine Schattenseite, der Besitzer, der einige Male im Jahr auf die Insel kommt, wird von seinen Angestellten gefürchtet. Die anderen Gärtner sind jedenfalls nicht lange geblieben.

Durch den Unfalltod ihres Ehemannes ist Toni in ein tiefes Loch gefallen, außerdem gibt sie sich die Schuld an seinem Tod. Auf Monte Spina hofft sie, sich von der Vergangenheit befreien zu können. Sie genießt die Arbeit im Garten, es gibt einige merkwürdige Dinge vor Ort, denn das obere Stockwerk des Hauses darf sie nicht betreten. Und der Besitzer Max Bror entpuppt sich wirklich als ein menschenverachtendes Scheusal, doch irgendetwas an ihm zieht Toni wie magisch an. Sie meint, seine dunkle Seite zu verstehen und ihn vielleicht ändern zu können.

Bei diesem Roman hat mir die traumhafte Kulisse mit den Pflanzen und Landschaftbeschreibungen gut gefallen. Das Anwesen auf Monte Spina ist voller Bäume, Sträucher und blühender Blumen, dort wachsen Strelizien und Agapanthus und es ist gar nicht einfach, die Pflanzen in der kargen Erde zu pflegen. Aber noch schwieriger ist das Verhältnis zwischen Toni und ihrem Chef Bror.

Allerdings verblassen die Beschreibungen der Natur vor den Äußerlichkeiten Tonis, ihrer einfachen Kleidung und der perfekten Figur Brors. Es kommt wie man es erwartet, ihr Chef ist unverschämt, sie bietet ihm die Stirn und es entsteht zwischen beiden eine Nähe, die spürbar wird. Nicht so sehr spürbar werden allerdings die Charaktere, sie blieben mir die ganze Zeit über fremd. Ich konnte weder ihr Verhalten nachempfinden, noch hatte ich Verständnis für Toni, dass sie sich nicht auf der Stelle kündigt. Auch die Hintergründe über Bror und seine Angestellten werden nur angedeutet und man kann sich seinen Teil denken.

Ich muss jedoch sagen, dass ich durch diese Diskrepanz zwischen Toni und dem bösartigen, arroganten Bror und ihrer fragwürdigen Beziehung ans Buch gefesselt wurde. Die Liebesgeschichte hat mich berührt, obwohl mich das Verhalten genervt und auch das Ende nicht wirklich zufrieden gestellt hat. Die Autorin hat eine Erzählkraft, die ich bewundert habe. Sie kann einfach schreiben, nur entwickeln sich die Charaktere nicht wirklich weiter und man begleitet zwei verwundete Seelen, die sich gegenseitig nicht heilen können.

Wer eigensinnige Charaktere mag, sich auf eine bildgewaltige Geschichte auf einer kanarischen Insel einlassen will und keinen Wohlfühlroman sucht, sollte sich dieses Debüt nicht entgehen lassen.