Rezension

Fesselnde Unterhaltung

Blinde Leidenschaften - Sophia Rudolph

Blinde Leidenschaften
von Sophia Rudolph

Die Schöne Emmas Leben ist alles andere als ein Märchen. Nachdem sie ihre Mutter an den Krebs verlor, droht nun auch ihr Vater diesem Schicksal zu erliegen. Ihr Elternhaus und den Buchladen hat sie schon aufgeben müssen, das einzige, worüber sie noch selbst bestimmt, ist ihr Körper. Das Biest Nach einem schweren Autounfall kämpfte sich Nathan zurück ins Leben. Die Zeichen dieses Kampfes trägt er sichtbar auf seiner Haut und sein altes Leben im New Yorker Blitzlichtgewitter sieht er unwiederbringlich verloren. Umso stärker drängt es ihn danach, jeden Aspekt seines Lebens zu kontrollieren. Der Deal Ein Jahr lang wird Emma das letzte aufgeben, was ihr noch geblieben ist: Sich selbst. Sie gibt sich einem völlig Fremden hin, um das Leben ihres Vaters zu retten. Doch vielleicht ist gerade sie - , der es verboten ist, ihn zu sehen, zu berühren oder zu erfahren, wer er ist, - in der Lage, tiefer zu sehen, als seine Narben reichen.

Rezension auf lesekatzen.blogspot.de

 

Meine Meinung:

Als das eBook von "Blinde Leidenschaften" endlich erschien, fieberte ich umso mehr dem Taschenbuch entgegen. Denn nicht nur das Cover macht Lust auf mehr, auch der Klappentext verspricht eine wahnsinnig fesselnde (Achtung Wortspiel ;)) Geschichte.
Ein paar Schnipsel durfte ich von Sophia Rudolph bereits lesen, was meine Gier nach der Geschichte natürlich nur noch mehr angestachelt hat.
Und dann war es endlich so weit und ich war keineswegs enttäuscht. Die Aufmachung ist wunderbar, das Cover traumhaft und sexy, und selbst der Klappentext passt zum Gesamtbild und ist nicht einfach informativ auf die Rückseite geklatscht. Herrlich!
Das tollste jedoch, die Aufmachung zieht sich auch durch den Inhalt. Passende Illustrationen läuten jedes neue Kapitel ein und es ist schade, dass nach 180 Seiten bereits Schluss ist. So schade.
Ohne Umschweife reißt mich die Autorin in die Geschichte und stellt mir direkt Nathan, das Biest, Blackbourne vor. Zugegeben, er wirkt sehr speziell, je mehr ich jedoch von ihm erfahre, umso mehr gelingt es mir, mit ihm zu fühlen. Anfängliche Distanz zu ihm überbrücke ich von Seite zu Seite mehr, was es mir erleichtert, Emma, die Schöne, Sullivan zu verstehen.
Die beiden sind eine wirklich ungleiche Konstellation, starten aus zwei völlig unterschiedlichen (Lebens)Schichten und passen dennoch hervorragen für "den Deal" zusammen.
Aber bleiben wir doch direkt etwas bei Emma. Was ist nur los mit der jungen Frau? Will sie sich wirklich blindlings auf diesen fragwürdigen Deal einlassen? Natürlich! Wenn jemand logisch agiert, dann ist es Emma. Was ist schon ein Jahr?!
Dennoch empfinde ich ab und zu Mitleid mit ihr, denn, das, was sie erwartet, lässt selbst mich ab und an erröten. Und ich bin ja quasi nur Zuschauer und kein Akteur in der Geschichte. Allerdings spüre ich zwischen den Zeilen, dass sie gut aufgehoben ist und im Prinzip kann sie sich glücklich schätzen, denn nüchtern betrachtet, tut Nathan, ihr Herr, eigentlich alles nur für sie. Da frage ich mich ab und zu, wer hier wem Geld bezahlen müsste ;)
Ab und zu, so muss ich gestehen, konnte ich nicht schnell genug zum Höhepunkt lesen, damit ich ein wenig Verschnaufpause bekomme und der Geschichte weiter folgen kann. Welcher Geschichte? Jaaaaa, ein großer Punkt, den ich bei Erotik immer wieder gerne kritisiere, ist dieses von Sexszene zu Sexszene getingele, ohne zwischendrin etwas Anspruch reinzubringen. So etwas ermüdet mich, das macht mir keinen Spaß. Doch Sophia Rudolph weiß auch hier die Fäden zu ziehen.
Die Geschichte Emmas berührt mich und entringt mir an entsprechenden Stellen auch Tränen, denn obwohl der Roman nicht wirklich umfangreich ist und, was Erotik vermuten lässt, voll mit Sex in seiner unverblümten Art, so findet die Autorin immer noch Zeit für Gefühl. Die Charakter dürfen sich entwickeln, sie haben ein Leben, was die Geschichte für mich wertvoll macht.
Allerdings will sich Matt nicht so recht einfügen. Nein, falsch, er fügt sich hervorragend ein und eigentlich bin ich der Meinung, jeder brauchte einen Matt. Aber ... so von der Art und Weise her Stelle ich ihn mir mit Rock und langen Haaren vor. Er ist in dem was er sagt und tut mir ein wenig weiblich geraten, selbst wenn er Whiskey trinkt und Sport guckt. Aber das stört mich nicht, denn er ist menschlich und er färbt ab, wie mir Nathan beweist. Gut, die Schale knacken war Emmas Aufgabe.
Einen kurzen Schwenker gibt es noch einmal zu den beschriebenen Sexszenen. Unverblümt. Jawohl. Ich kann Erotik nicht mehr lesen, in der Zauberstäbe in Feuchthöhlen dringen, oder sie am Lolly der Lust lutscht. Kinder, werdet wach.... Das Ding heißt Pipimann (sorry, ich bin Mutter) und das andere... Na, ihr wisst schon.
Selbst in der Erotik muss also das Rad nicht neu erfunden werden. Danke, Sophia, dass du die Dinge beim Namen nennst! Das gibt mir ein Stück weit die Realität wieder, die das unmoralische Angebot schlucken möchte, und lässt mich durchaus glauben, dass das gelesene irgendwo, irgendwann so passieren kann.
Jedoch sei gewarnt, man darf nichts gegen Peitschen und Fesseln haben. :)
Fazit:
Obwohl ich anfangs noch dachte, Nathan wäre nichts für mich, so wandelte sich dieser Eindruck von Seite zu Seite. Die Autorin lässt mich durch das Schlüsselloch gucken ... Ach Quatsch, sie öffnet mir gleich ganz die Tür und lässt mich nicht nur meow denken, sondern auch fühlen. Sie schreibt eine Geschichte, die weit mehr kann, als einfach nur erregen, sie lässt den Charakteren ihr Leben und zwingt mich, mitzufühlen, ohne dass ich es als Last empfinde.
Wunderbar umgesetzte Geschichte, in der ich als Leser nicht blind gelassen werde. Danke dafür.
Und nun geh ich meine rote Ohren in Eiswasser tauchen.