Rezension

Fesselnder Familienroman in Gegenwart und zur Zeit des 2. Weltkriegs

Herbstvergessene - Anja Jonuleit

Herbstvergessene
von Anja Jonuleit

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Für eine Versöhnung ist es zu spät: Zehn Jahre lang hat Maja Sternberg keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter Lilli gehabt - jetzt ist Lilli tot. Die Polizei in Wien spricht von Selbstmord. Doch daran mag Maja nicht glauben. In der Wohnung ihrer Mutter findet sie deren Geburtsurkunde: Der Name des Vaters fehlt. Als Geburtsort ist Hohehorst eingetragen. Ein Foto zeigt Großmutter Charlotte mit einem Baby, doch dieses dunkle Baby hat keinerlei Ähnlichkeit mit der hellblonden, blauäugigen Lilli. Von Schuldgefühlen und Neugier getrieben, begibt Maja sich auf die Spurensuche und stößt auf ein dunkles Familiengeheimnis, das alle Gewissheiten in ihrem Leben mit einem Schlag zunichtemacht... *Quelle*

Zur Autorin: 
Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren, lebte einige Jahre im Ausland und studierte Italienisch und Englisch. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Friedrichshafen.

Meinung: 
Die 41-jährige Maja Sternberg hat seit Jahren nur sporadischen Kontakt zu ihrer in Wien lebenden Mutter Lilli, der aus nichtssagenden Weihnachts- und Geburtstagskarten besteht. Doch eines Tages ruft Lilli, die als Dolmetscherin eine große Karriere gemacht hat, ihre Tochter mit der Bitte an, sie möge sich mit ihr treffen, da sie ihr einiges zu erzählen habe. Maja macht sich eher widerwillig auf den Weg nach Wien, doch da ist Lilli schon tot. Angeblich hat sie Selbstmord begangen, sich von ihrer Terrasse hinuntergestürzt.

Doch Maja glaubt nicht an diese These, auch wenn Lilli eine schwere Krebserkrankung hatte. Bald erreicht Maja ein Brief von einer alten Freundin ihrer Mutter, in dem sich ein Schlüssel und ein Foto ihrer Großmutter Charlotte mit Tochter Lilli auf dem Arm befindet. Aber Maja muss erkennen, dass es gar nicht ihre Mutter als Baby auf dem Foto sein kann, denn sie wurde erst 2 Monate später geboren als das angegebene Datum auf dem Foto ausweist. Hatte die Großmutter noch ein Kind? Und wenn ja, was ist aus ihm geworden? Maja deckt nach und nach ein Familiengeheimnis auf, das ein größeres Ausmaß annimmt, als sie sich jemals hätte vorstellen können.

Anja Jonuleit hat mit Herbstvergessene einen Roman geschrieben, den ich nur jedem Leser von Familiengeschichten und -geheimnissen ans Herz legen möchte, vor allem für Fans von Lucinda Riley könnte dieses Buch auf jeden Fall etwas sein.

Maja Sternberg ist eine äußerst sympathische Protagonistin, in die ich mich sofort hineinversetzen konnte. Ihre Beziehung zur Mutter Lilli ist von jeher sehr angespannt, die beiden haben nichts gemeinsam und Lilli null Verständnis für die Berufswahl ihrer Tochter, die sie so gerne auch als Dolmetscherin gesehen hätte.

Erst mit dem Tod der Mutter nähert sich Maja ihr ein wenig an und erfährt durch Gespräche mit Lillis Nachbarin Erna Buchholtz, das es auch eine andere Seite an ihr gab, vor allem, als sie die Krebsdiagnose bekam, stellte Lilli wohl ihr Verhalten gegenüber der Tochter in Frage, doch leider fehlte die Zeit für eine Aussöhnung.

Eine große Rolle spielt auch Charlotte, die Großmutter Majas. Ihre Geschichte wird abwechselnd mit Majas Erlebnissen erzählt. Diese ist im 2. Weltkrieg angesiedelt und erzählt von ihrer großen Liebe Paul und ihrer Zeit in einem Lebensborn-Heim, denn sie war schwanger und Paul der Mann ihrer Schwester Leni.

Die Nebenfiguren wurden allesamt interessant gestaltet. Zu erwähnen wären hier Erna Buchholtz, die hilfreiche Nachbarin von Majas Mutter und Roman Sartorius, der bis zum Ende hin ein wenig mysteriös erscheint. Dessen Vater Heinrich war im Lebensborn als Arzt tätig und mit Majas Großmutter Charlotte bekannt.

Die Handlung gestaltet sich von Anfang an als spannend, denn durch die sich abwechselnden Perspektiven von Majas und Charlottes Erlebnissen möchte man als Leser immer wissen, wie es weitergeht. Eine düstere Stimmung zieht sich hier quer durch die Geschichte hindurch, denn der Selbstmord von Lilli wird hier immer wieder in Frage gestellt und auch Maja fühlt sich immer öfter beobachtet, sodass sich der Roman in manchen Abschnitten schon eher wie ein Krimi liest.

Die Auflösung der ganzen Geschichte wurde von Anja Jonuleit sehr schlüssig aufgedeckt und dank ihres sehr fesselnden Schreibstils fliegt man nur so durch die Seiten dieses gelungenen Familienromans.

Fazit: 
Herbstvergessene ist ein fesselnder Familienroman, der bis zum Ende hin spannend bleibt und gekonnt die Zeit des 2. Weltkriegs im Lebensborn einfängt. Hier hat Anja Jonuleit sehr gut recherchiert und vermag diese dunkle Zeit dem Leser näherzubringen. Für Leser von Lucinda Riley kann ich diesen Roman uneingeschränkt empfehlen.