Rezension

Fesselnder Gerichtsthriller

Tödliche Nebenwirkung - Rachel Dylan

Tödliche Nebenwirkung
von Rachel Dylan

Bewertet mit 5 Sternen

„...In der Welt der großen Rechtsstreitigkeiten war man an einem Tag ganz oben und am nächsten wurde man rausgeworfen und war seine Beteiligung an der Kanzlei los...“

 

Der Pharmakonzern MPC hat ein Medikament gegen Migräne auf den Markt gebracht, dass als Nebenwirkung jedoch Hirntumore auslöst. Kate Sullivan wird leitende Anwältin im Prozess gegen den Konzern. Eine Wissenschaftlerin des Konzern bittet Kate um ein Gespräch. Am nächsten Tag ist die Frau tot. Kate wendet sich um Hilfe an den Privatdetektiv Landon James.

Die Autorin hat einen fesselnden Gerichtsthriller geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Kate ist in ihrem Beruf sehr verantwortungsbewusst. Sie möchte als Anwältin den Schwachen in der Gesellschaft helfen. Sie arbeitet gründlich. Kraft für ihr Tun nimmt sie aus ihrem Glauben. Der hilft ihr ebenfalls, gesundheitliche Probleme in den Griff zu bekommen. Dass sie in dem neuen Fall zur Zielscheibe der Gegenseite wird, bekommt sie schnell zu spüren.

Landon war Soldat und im Auslandseinsatz. Was dort passiert ist, hat ihn verändert. Er hadert deshalb mit Gott. Das klingt bei ihm so:

 

„...Der Glaube kann auch nicht alles. Es kann ziemlich düster werden, wenn Gott einem den Rücken kehrt...“

Das Gespräch über den Glauben zwischen Kate und Landon gehört für mich zu den inhaltlichen und stilistischen Höhenpunkten des Buches. Es geht in die Tiefe. Im Gegensatz zu Kate ist Landon klar, dass die Gegenseite notfalls alles tun wird, um den Prozess zu verhindern. Dazu kann es auch gehören, Kate aus dem Verkehr zu ziehen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Eine zusätzliche innere Spannung ergibt sich daraus, dass ausgerechnet Ethan, ein ehemaliger Studienkollege und guter Freund von Kate, für den Pharmakonzern als Anwalt arbeitet. Das Eingangszitat stammt von ihm. Ethan will gewinnen. Doch wie hoch darf der Preis sein? Seine inneren Kämpfe und seine schrittweise Abkehr von seinen Prinzipien werden sehr gut dargestellt.

Als Leser erfahre ich eine Menge über Sammelprozesse und ihren Ablauf in den USA. Wer wem was bis wann zur Verfügung stellen muss und welche Strafen bei Nichtbefolgung gegeben werden, sind nur zwei der fachlichen Themen. Dabei werden diese Fakten so geschickt in die Handlung integriert, dass sie weder die Spannung vermindern, noch den Lesefluss stören.

Nachdem Gespräch mit der Wissenschaftlerin weiß Kate, dass es um mehr als nur das eine Medikament geht.

Gekonnt lässt mich die Autorin im Wechsel an den Gedanken von Kate und ihren Mitstreitern und den Auseinandersetzungen zwischen Ethan und dem Chef der Pharmafirma teilnehmen. Die unterschiedliche Atmosphäre auf beiden Seiten ist in jeder Zeile spürbar. Das hat nichts damit zu tun, dass auch in Kates Team nicht alles rund läuft.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie skrupellos agiert wird, wenn es nur um Maximalprofit geht. Menschenleben sind dann verzichtbar.