Rezension

Fesselnder historischer Roman

Düstere Lande: Schatten des Zorns -

Düstere Lande: Schatten des Zorns
von Kiara Lameika

Bewertet mit 5 Sternen

„...Hab schon viele Kinder getroffen, die keine Eltern mehr haben. Ist nichts Besonderes. Bei uns haben nur wenige noch eine Mutter oder einen Vater...“

 

Es ist hart, was Heintz so zu Mathes, dem Gebersohn, sagt. Doch er weiß, wovon er spricht. Er gehört zu einer Kindergruppe, die in Augsburg um ihr täglich Brot kämpft. Mathes und die Kinder haben den gleichen Feind. Der Hüne ist in Augsburg anno 1499 aufgetaucht. Mathes weiß, dass er ihm nach dem Leben trachtet.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte schließt zeitnah an Teil 1 an. Im Mittelpunkt stehen erneut die unteren Schichten der Bevölkerung.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Bei den Schilderungen der Vorgänge wechseln sich Mathes und Ennlin, Tochter der Kräuterfrau, ab.

Die Geschichte beginnt mit einer Hexenverbrennung. In Augsburg treibt ein neuer Inquisitor namens Sewolt Mertz sein Unwesen. Dem sind vor allem Frauen ein Dorn im Auge. In den umliegenden Wäldern werden außerdem Tiere gefunden, die eigenartig zugerichtet sind. Plötzlich ist der Werwolf wieder ein Thema.

Sehr ausführlich wird das mittelalterliche Leben beschrieben, seien es die Vorgänge in einer Spelunke, Ratssitzungen oder das Verhalten der Bevölkerung bei einer öffentlichen Verbrennung. Schaulust und Grauen bilden ein gekonntes Gespann. Daran hat sich meiner Meinung nach bis heute nicht viel geändert.

Während es für Mathes lebensgefährlich ist, sich im Dunkeln durch die Stadt zu bewegen, lässt sich Ennlin davon nicht abbringen. Sie möchte Mathes helfen.

 

„...Ich fand es eigentlich einfach, sich nachts unbemerkt zu bewegen – wenn man wusste, wie. Ich war froh, dass es mir kaum jemand gleich tat...“

 

Mathes möchte sich fortbilden. Er hofft, dereinst in der Gesellschaft aufsteigen zu können.

 

„...Ich fand es toll, schreiben zu lernen und meinen Herrn entlasten zu können, aber selbst ein Buch zu lesen war um Längen besser. […] Was war der Buchdruck für eine fantastische Errungenschaft!...“

 

Recht hat er! Doch Mathes muss noch viel lernen, vor allem, wie Menschen ticken und dass von heute auf morgen alles ganz anders sein kann. Auch seine Einstellung zum Hexenglauben wird er im Laufe der Handlung hinterfragen, als die Erkundungen nach dem Hünen plötzlich nicht nur für ihn, sondern auch für Ennlin und ihre Mutter zu einer bedrohenden Gefahr werden. Eines aber kann Mathes für sein Alter von 13 Jahren schon erstaunlich gut. Er entwickelt Strategien und ist in der Lage, die Verantwortlichen von seinen Ideen zu überzeugen. Allerdings geht es trotzdem meist nicht genauso, wie er sich das eingebildet hat.

Ennlin war von ihrer Mutter ein Rat mit ins Leben gegeben worden.

 

„...Wenn sie dich niedermachen wollen, steh auf. Immer wieder. Keiner besitzt das Recht, über dich zu entscheiden. Nur du selbst...“

 

Am Ende erhalten zwei der Täter ihre gerechte Strafe. Doch eine Frage bleibt offen: Wer hat im Hintergrund die Fäden gezogen?

Die Karte von Augsburg und inhaltsreiche Anmerkungen ergänzen das Buch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.