Rezension

Fesselnder Schwarzwaldkrimi mit viel Lokalkolorit und einer sympathischen, starken Protagonistin

Die Kräutersammlerin - Heidrun Hurst

Die Kräutersammlerin
von Heidrun Hurst

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein authentischer Krimi aus dem 14. Jahrhundert mit viel interessantem Wissen zur damaligen Zeit.

Kurz zum Inhalt:
Schiltach im Schwarzwald, 1343: Die Kräutersammlerin und Heilerin Johanna findet im Wald eine junge Frau, die offensichtlich von Wölfen getötet wurde. Doch das Mädchen hat noch weitere Verletzungen, die nicht zu Wolfsbissen passen.
Johanna bittet Lukas, den jungen Flößer, der in sie verliebt ist, um Rat. Doch es taucht ein weiteres Opfer auf, und Johannas Nachforschungen werden lebensgefährlich für sie.
Haben die Leprosen, die zurückgezogen im Wald leben, etwas damit zu tun? Oder der Mönch Pius, der abgeschieden in einer Höhle im Wald lebt?
Und warum kommt der fahrende Spielmann Clewin immer wieder nach Schiltach zurück?

Meine Meinung:
Dieser historische Schwarzwald-Krimi kommt eher ruhig daher; trotzdem ist die Spannung immer da, denn man möchte wissen, was mit den jungen Mädchen passiert ist, und warum. Und man fiebert so auch immer sehr mit Johanna mit; vor allem, als sie dann selbst in Lebensgefahr gerät!
Das junge Wolfsmädchen Ida ist sehr mysteriös, aber Johannas Verhalten ihm gegenüber ist sehr sozial, und man hofft natürlich, dass alles zum Guten kommt.
Heidrun Hurst hat es vortrefflich geschafft, dass die handelnden Personen polarisieren. Entweder man mag sie (Johanna, Lukas und auch Johannas Freundin Elen) oder eben nicht (Schultheiß Lenz, der nicht hilfsbereit ist, oder Clewin, der meiner Meinung nach gegenüber Johanna zu aufdringlich ist, auch wenn er anscheinend alle mit seinem Charme verzaubert).
Heidrun Hurst hat hervorragend recherchiert, und man fühlt sich mitten in die damalige Zeit zurückversetzt.
Johanna hat es als allein lebende, selbständige junge Frau sehr schwer, denn damals war es mit den Rechten der Frauen ja noch nicht weit her - Frauen mussten verheiratet sein.
Nicht nur die landschaftlichen Gegebenheiten sind anschaulich beschrieben, sondern auch die damaligen Berufe, Lebensumstände und das soziale Leben. Und natürlich Johannas Wissen um Kräuterheilkunde, das Heilen von Verletzungen und nicht zuletzt sogar Operationen (da musste ich mich einmal sehr gruseln, so anschaulich und lebensecht war das beschrieben!)
Die Auflösung war für mich ebenso überraschend wie auch entsetzlich und in die damalige Zeit passend - zum Glück gibt es so etwas in der heutigen Zeit nicht mehr! (dafür hat die Menschheit nun andere furchtbare Eigenheiten...)
Das Cover passt auch richtig toll zum Titel: wabernder Nebel über dem düsteren Schwarzwald.

Fazit:
Gut recherchierter historischer Krimi mit einer sympathischen, starken Protagonistin. Hat mich sehr gut unterhalten und in eine lange vergangene Zeit entführt; ich vergebe 4,5 Sterne.