Rezension

Fesselnder Zukunftsroman

Der Circle - Dave Eggers

Der Circle
von Dave Eggers

Bewertet mit 5 Sternen

Mae Holland beginnt nach einem öden Job bei den Gaswerken ein neues Leben. Sie hat einen der begehrten Jobs beim Circle bekommen, die trendigste Internetfirma ihrer Zeit. Der Circle vereint Innovationen im Hard- und Softwarebereich, Forschung und Entwicklung auf nahezu unzähligen Gebieten. Dafür werden nur die klügsten Köpfe eingestellt. Mae ist überglücklich dort eine (wenn auch zu Beginn recht niedrige) Anstellung gefunden zu haben. Doch auch beim Circle ist nicht alles heiter Sonnenschein und so merkt Mae trotz aller Begeisterung, dass hinter dieser hippen Fassade eine Menge Erfolgsdruck und strenge Regeln warten.
Mich hat „Der Circle“ ab der ersten Seite begeistert. Gemeinsam mit Mae betreten wir das Firmengelände, lernen die Firmenkultur und die Angestellten kennen und hangeln uns durch dieses komplexe System. Irgendwie wirkt die titelgebende Firma wie eine bedrohliche Mischung aus den großen Internetriesen unserer Zeit: ein bisschen Apple, ein bisschen Google, ein bisschen Facebook. Mehr noch als diese beiden realen Firmen genießt der Circle, in der Welt von Dave Eggers Roman, einen überlebensgroßen Kultstatus. Jede neue Entwicklung wird von den Mitarbeitern und Kunden frenetisch gefeiert. Beim Lesen habe ich mich selbst immer wieder ertappt, wie ich mich von den begeisterten Schilderungen habe einlullen lassen. Erst dann wird der Verstand langsam wieder wach und merkt, was diese „netten Gadgets“ für unangenehme Auswirkungen haben werden. Diese hypnotische Wirkung hat mich wirklich beeindruckt.
Die Protagonistin Mae wirkt manchmal etwas blass und ziellos, macht aber eine sehr realistische Entwicklung durch. Anfangs etwas hilf- und orientierungslos steigert sie sich online in soziale Interaktionen hinein, die im realen Leben gar keine Entsprechung finden. Die Einsamkeit, die sie trotz Millionen Smiles und Likes erlebt, wirkt leider sehr real.
Spannend war für mich auch, dass ich beim Lesen geradezu ein schlechtes Gewissen entwickelt habe. Irgendwie wollte ich ja etwas über dieses Buch twittern oder auf Facebook dazu sagen. Aber das Buch hat mich zurückgehalten. Ich habe immer wieder überlegt, ob das nicht schon der Einstieg ist, zu dieser Fiktion die Dave Eggers da auf die Spitze getrieben hat.
Das der Autor da ganz bewusst mit diesen Ängsten und Horrovorstellungen vom „gläsernern Menschen“ und der absoluten Kontrolle arbeitet, finde ich aber keineswegs schlecht, sondern nützlich. Natürlich sind das zum Teil Klischees, aber wenn es hilft diese Themen weiter im Gespräch zu halten und nicht blind jedem Trend zu folgen, dann kann das auch nützlich sein.
Zum Schreibstil möchte ich nur festhalten, dass „Der Circle“ zwar mit einer sehr einfachen, geradlinigen Sprache auskommt, aber dadurch ganz und gar nicht bilderlos ist. Es gibt immer wiederkehrende Symbole und Versinnbildlichungen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten.

P.S. Das Ende hat mich wirklich überrascht, geschockt und ja, irgendwie aufgeregt, aber schließlich überzeugt. Ich war so völlig in der Handlung versunken, dass ich es nicht kommen sah. Ob ich jetzt diesmal furchtbar blind oder das Buch sehr gerissen war, ich kann es nicht beantworten.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 19. August 2014 um 21:16

Hi, das ist mal eine aufregende Rezension!