Rezension

Fesselndes Contemporary-Drama

Herzblut: Wo die Liebe tötet - Jennifer Shaw Wolf

Herzblut: Wo die Liebe tötet
von Jennifer Shaw Wolf

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als ich mir den Klappentext das erste Mal durchgelesen habe, war ich nicht wirklich begeistert. Romantik und Thriller zusammengemischt klingt für mich immer wie ein halber Erotikroman, weshalb ich dann die ganze Sache auch etwas skeptisch anging. Doch das war überhaupt nicht der Fall. Statt "Romantik" könnte man eher von einer süßen, kleinen Jugendliebe sprechen und von Thriller war auch nicht viel zu erkennen. Das Buch hatte im Großen und Ganzen eher etwas von einem tragischen Contemporary-Drama - das aber wirklich gut war.

Der einfache, aber trotzdem mitreißende Schreibstil der Autorin hat dazu beigetragen, dass ich das Buch viel schneller lesen konnte als ich es erwartet hätte. Auch wenn die Handlung nicht immer genug Spannung hergab, konnte mich Jennifer Shaw Wolf allein nur mit ihren Worten bei Laune halten. Sie war in der Lage, die verschiedensten Atmosphären aufzubauen - wie z.B. eine knisternde, vorsichtige aber auch wieder eine tragische, lebensgefährliche oder drohende. Das alles konnte sie mir mit ihren einfachen Worten überbringen, wovon ich wirklich begeistert war.

Der Verlauf der Geschichte war zwar ziemlich ausgeklügelt, konnte mich dann aber doch nicht auf die falsche Fährte locken, da ich eigentlich schon eine Vermutung hatte, die ich jedoch nicht beweisen konnte, welche sich aber am Ende dann doch bestätigt hat. Doch davon abgesehen hat die Autorin immer wieder geschickte Wendungen in der Handlung eingebaut und Charakter plötzlich in einem völlig anderen Licht dastehen lassen.

Zu Allies Person muss ich gestehen, dass sie mich teilweise ganz schön genervt hat. Klar kann die Geschichte nur so verlaufen, wenn sie sich an manchen Stellen einfach zu schwach und naiv gibt. Trotzdem hat mich ihre Art manchmal ein wenig gestört. Sie wirkte in vielerlei Hinsicht so gutgläubig, dass ich sie am liebsten manchmal wachgerüttelt hätte. Wegen der Tatsache, dass sie sich in ihrer Vergangenheit nicht gewehrt hat oder sich auch nicht richtig wehren konnte, war sie mir nicht so symphatisch und nah wie ich es mir von einer Protagonistin wünschen würde.

Mit den Nebencharakteren hat Frau Wolf jedoch die unterschiedlichsten Typen geschaffen. Mit seiner Behinderung ist Allies Zwillingsbruder Andrew wirklich liebenswert und ich konnte ihn schneller ins Herz schließen als jede andere Figur aus ihrem Roman. Blake - Allies bester Freund seit Kindestagen - konnte mir nicht so nahe treten. Obwohl er sehr symphatisch gestaltet worden ist, war es mir nicht möglich, zu ihm irgendeine Beziehung aufzubauen. Warum, weiß ich selbst nicht so richtig.

Der Ort - Pacific Hills - an dem die Geschichte spielt war auch sehr passend. Durch die Auswahl eines so kleinen Städtchens konnte die Autorin die verzwickte Lage, in der sich Allie befand, noch mehr zum Ausdruck bringen. Denn wenn jeder jeden kennt, kommt kein Argwohn auf, doch wenn irgendwann etwas passiert, ist das Misstrauen der Bewohner sofort geweckt und für die Beschuldigten wird das Leben schwer. In dem Falle Allies Leben.

 

FAZIT

Allies dramatische Geschichte konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Ein traumatisiertes Mädchen, das versucht, ihren Weg in die Gesellschaft zurückzufinden ist kein einfaches Thema, doch Jennifer Shaw Wolf hat ihre Idee gut umgesetzt. Größtenteils konnte die Spannung jedoch nicht dazu beitragen, dass ich dieses Buch einen Pageturner nennen würde, sondern eher der einfache, atmosphärische Schreibstil der Autorin. Ich würde dieses Buch nicht nur Jugendlichen empfehlen, da es Themen behandelt, über die jeder nachdenken sollte.