Rezension

Fesselt auf ruhige, atmosphärische Art

Nach dem Sommer - Maggie Stiefvater

Nach dem Sommer
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mein vielleicht einziger Kritikpunkt ist, dass es mir am Anfang dann doch ein bisschen schnell ging. Gut, die beiden kennen sich schon seit sechs Jahren, aber dann doch nur auf Entfernung und unter etwas anderen .... Umständen. Wenn man allerdings davon absieht, dann handelt es sich um eine unheimlich süße Liebesgeschichte, die mich verzauberte und immer wieder zum Lächeln brachte.
Wer hier hohe Spannung und rasende Action sucht, ist falsch. Das Buch ist eher ruhig, die Beziehung (nicht die Gefühle ^^) werden langsam aufgebaut und die Interaktion der beiden ist eben einfach süß. Die Spannung im Hintergrund wird vor allem dadurch gehalten, dass es Sams letzter Sommer sein wird, doch gerade zum Ende hin steigert sich das Buch auch spannungstechnisch.

Zu fesseln vermochte es mich vor allem durch den Schreibstil, der in wie von der Autorin nicht anders gewohnten Weise eine fast mystische Atmosphäre schafft, auch wenn ihr Stil noch nicht ganz so entwickelt ist wie in späteren Werken. Dennoch vermochte er, Gerüche lebensecht zu vermitteln und die Bilder des Waldes vor meinen Augen entstehen zu lassen. Gerade am Anfang wirkt es, als würden die beiden Protagonisten Grace und Sam die Geschichte im Rückblick erzählen, doch diese Distanz schwindet schnell. Beide erzählen aus der Ich-Perspektive, abwechselnd in unregelmäßigen Abständen.
Das Buch zog mich in seinen Bann und bewies, dass es keine rasante Action benötigt, um den Leser an seine Seiten zu fesseln.

Sam ist auch süß. Kein gefährlicher Bad Boy, sondern ein verletzlicher Junge, der einerseits in seine Wolfrudel ein Zuhause gefunden hat, sich aber andererseits an seine menschliche Seite klammert. Noch dazu ist er ziemlich schüchtern, und ich musste ihn einfach ins Herz schließen.
Grace ist pragmatisch und kontrolliert, durch die ständige Abwesenheit ihrer Eltern hat sie schon früh gelernt, selbstständig zu sein. Die Wölfe faszinieren sie, ganz besonders der eine mit den bernsteinfarbenen Augen. Sie mochte ich ebenfalls, auch weil sie nie unüberlegt handelt, und doch in Sams Anwesenheit auftaut.
Wie ich es ebenfalls von der Autorin gewohnt bin, gibt es keine Schwarz-Weiß-Differenzierung. Das beginnt schon mit dem Rudel, das ja schon irgendwie aus Raubtieren besteht, auf der anderen Seite lernt man durch Sams Sicht auch ihren menschlichen Seiten kennen. Aber auch andere Charaktere sind oft vielschichtig, einige handeln moralisch nicht immer richtig, und haben doch auch Seiten, die sie wieder sympathisch machen, sodass man keinen einfach als gut oder böse klassifizieren kann.

An sich könnte das Buch auch alleine stehen, da das Ende ziemlich abgeschlossen ist, dennoch wartete auf mich bereits der zweite Band, um mich erneut in diese Kleinstadt mit ihren Geheimnissen zu entführen.

Fazit: Eher ruhige, aber dennoch sehr fesselnde und atmosphärische Geschichte mit einer süßen Liebe und sehr vielschichtigen Charakteren