Rezension

"Festina Lente" - Eile mit Weile

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - Robin Sloan

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
von Robin Sloan

Clay Jannon ist Webdesigner und arbeitslos, nachdem die Rezession ihre unerbittlichen Kreise gezogen hat. Auf der Suche nach einem Aushilfsjob findet er zufällig eine dunkle, staubige Buchhandlung, die 24 Stunden geöffnet hat und für die Nachtschicht einen Verkäufer sucht. Der Besitzer Mr. Penumbra gibt dem jungen Mann eine Chance und stellt als höchste Regel allerdings auf, dass Clay niemals in die Werke der hinteren Abteilung schauen dürfte. Dort stehen nämlich die heimlichen Schmuckstücke des Geschäfts, die nur von einem ausgewählten Klientel ausgeliehen werden, um ein Jahrhunderte altes Geheimnis zu entschlüsseln. Viel mehr Kunden verirren sich in die sonderbare Buchhandlung jedoch nicht und so wird der Protagonist eines Nachts doch schwach und bricht die oberste Regel, wodurch er einen Stein ins Rollen bringt, der selbst eine Supermacht wie Google in Knie zwingt und unsterblich machen kann!

Im Präsens geschrieben führt uns Clay durch sein wunderbares Abenteuer, welches die Welt der Bücher mal von einer ganz neuen – der modernen – Seite betrachtet und gleichzeitig nicht die Anfänge rund um den wegweisenden Buchdruck außer Acht lässt. Der Autor preist immerfort durch den Mund der hübschen Weggefährtin Kat Potente die Vorzüge einer technisch dominierten Gesellschaft an, der durch den Fortschritt keinerlei Grenzen gesetzt werden. In Teilen war dies ein regelrechter Lobgesang auf Google, Apple & Co. und doch etwas extrem, was dem Autor, einem ehemaligen Mitarbeiter von Twitter, aber vermutlich nicht aufgefallen ist. Man kann zu dem Gedanken kommen, dass wir ohne die Online-Suchmaschine aufgeschmissen wären, was für mich keine schöne Vorstellung ist, da ich mich noch immer den ebooks verweigere und mich vor einer solchen Zukunft sträube. Aus diesem Grund war das Finale eine besonders nette Demonstration von herkömmlichen Tugenden und bringt die Balance aus Vergangenheit und Zukunft wieder ins Lot.

Die Handlung einmal losgelöst von den aktuellen Methoden wird dagegen jeden Büchernarren begeistern, da Robin Sloan hier einen der wenigen Romane der Kategorie „Bücher über Bücher“ veröffentlicht hat, mit einer Bandbreite von Charakteren, die individueller sind, als es ein Computer jemals sein mag. Schließlich erwartet den Leser eine Schnitzeljagd von großer Tragweite, die eine Mischung aus Dan Brown Elementen eingebettet in ein sektenähnliches Gefüge und der ausdrucksstarken Sprache eines Walter Moers beinhaltet.

„[...] ich glaube allmählich wirklich, dass die ganze Welt nur eine Patchworkdecke aus lauter verrückten kleinen Sekten ist, die alle ihre eigenen geheimen Orte, Archive und Regeln haben.“ (S.309)

Dieses Buch ist definitiv eine verrückte Patchworkdecke aus allen Sparten, die gelungen umgesetzt wurde und mit Clay und seinem Team aus Freunden und dem kauzigen Penumbra einen Helden samt spritziger Gedankengänge, die zum Lachen reizen, verspricht.

Kommentare

Lilas-lauschige-Leseecke kommentierte am 12. März 2014 um 21:09

Eine sehr interessante Rezension, die auf jeden Fall dafür sorgt, dass ich dieses Buch nun gerne erst Recht lesen möchte :)