Rezension

Feuer oder Wasser?

Der Totschläger - Chris Carter

Der Totschläger
von Chris Carter

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Detective Robert Hunter arbeitet für das Morddezernat der LAPD. Er hat einen ausgezeichneten Ruf und einen Abschluss in Psychologie.
Hunter teilt sich mit seinem Partner Carlos Garcia ein kleines Büro.
Eines Tages sitzen sie beisammen, als Hunters Telefon klingelt.
Am anderen Ende ist eine kalte Stimme zu hören, die ihnen aufträgt eine ganz bestimmte Internetadresse zu besuchen. Sie wissen sofort, dass dies kein Scherz ist und öffnen die Seite. Ein grausames Bild wird ihnen offenbart.
Gefesselt auf einem Metallstuhl in einer Art gläsernen Käfig sitzt ein Mann, der Todesängste aussteht.
Und nun soll Hunter entscheiden, auf welche Art der Mann sterben soll, durch Feuer oder Wasser....

Nach dem ersten grausamen Mord, ist der eiskalte Mann jedoch noch nicht zufrieden, er sucht sein nächstes Opfer, doch diesmal soll nicht Hunter entscheiden, sondern die Öffentlichkeit.
Die Seite geht online und schon bald stimmt Los Angeles ab. Wissen die Menschen, dass dies echt ist? Glauben sie es sei alles nur gefakt? Oder ist es ihnen schlicht egal, Hauptsache sie haben ihren kranken Spaß??

Das Morden geht weiter, es wird immer grausamer und der Täter beginnt ihnen Hinweise zu hinterlassen.
Noch tappen die Polizisten im Dunkeln, welche Zusammenhänge gibt es zwischen den Opfern? Und was bedeuten die mysteriösen Hinweise? Außerdem fängt der Täter an persönlich zu werden, um den Detectives zu zeigen, wer das Sagen hat, dies macht die ganze Situation nur noch brenzliger für sie.

Ein atemberaubendes Katz und Maus Spiel mit grausamen und erschreckenden Einlagen, Nervenkitzel und einigen Momenten, die einen nachdenklich stimmen.

Meine Meinung

Ich muss zugeben, dass mich an diesem Buch besonders die Härte reizte. Ich mag schonungslose Thriller, die es einen eiskalt den Rücken hinunterlaufen lassen. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten, den unblutigen, der allein durch Angst überzeugt und den blutigen, der in gewisser Weise durch seine Grausamkeit an die Urinstinkte appelliert.
Beide Arten von Thrillern haben ihren Reiz, beide lehren einen das Fürchten, fesseln einen mit Sachen von denen man selber überrascht ist und sich fragt, warum man eine so voyeuristische Neigung hat diese Grausamkeiten verfolgen zu wollen.

Interessant ist hier, das genau dieser Aspekt aufgenommen wird. Menschen, die anderen beim Sterben zu sehen zu ihrer eigenen Unterhaltung. Als Leser verurteilt man die Menschen, die in dem Buch abgestimmt haben und dennoch tut man das selbe. Man beobachtet Menschen beim Sterben und hat seinen Spaß dabei. Auch wenn es in dem Buch fiktive Menschen sind und man das zu hundert Prozent weiß, so kommt man doch ein wenig ins Grübeln.....
Nicht das sich meine Lesegewohnheiten verändern werden, dennoch habe ich momentan erst einmal einen anderen Blick auf die Sache.

Ein weitere Aspekt, der behandelt wird ist die Reaktion von Menschen auf ein grausames Schicksal. Ich möchte hier nicht zu viel verraten. Es geht um einen leidenden Menschen, der öffentlich verspottet wird und es kommt eine sehr wichtige und sehr nachdenklich stimmende Frage zu tragen. Was ist, wenn wir unser Schicksal nicht alleine bestimmen können, weil unser Leben durch Entscheidungen anderer beeinflusst und stark beschwert oder gar zerstört wird.
Für mich ein wichtiges Thema, weil ich fest der Überzeugung bin, das jeder sein Leben in der Hand hat. Bisher war ich der Meinung, das Beeinflussung von anderen nichts mehr als Rückschläge oder harte Prüfungen seien, doch hier wird das ganze in so hohe Bahnen gelenkt, dass mir persönlich bewusst wurde, dass meine vorherige Meinung eben nur bedingt richtig ist.

Die Morde selber sind anschaulich beschrieben, nichts für schwache Nerven. Sie rütteln an Urängsten und lassen mit Sicherheit auch den Abgebrühtesten nicht kalt.
Ich habe mich des öfteren dabei erwischt, wie ich mir die Frage stellte, wie jemand auf so etwas kommen kann. Es ist abartig und faszinierend zugleich. Auch wenn man nicht will, dass einem so etwas gefällt, kann man das Buch nicht beiseite legen.

Doch das liegt denke ich nicht unbedingt daran, das hier eindeutig Tabus überschritten werden, sondern an dem Gesamtkonstrukt der Geschichte. Der Autor will nicht bloß durch extreme Gewalttätigkeit auftrumpfen. Nein er macht viel mehr, er lässt uns über alles nachdenken, reizt Urängste, schafft es, dass der Leser sich mit denen identifiziert, die er eigentlich verurteilt und er schafft es sogar, dass wir den Mörder verstehen.
Man mag ihn nicht und man findet immer noch schlimm, was er tut, dennoch kann man seine Beweggründe verstehen, wenn man auch seinen Weg nicht für den richtigen hält.

Es ist fast als ob der Autor mit uns genau so ein Spiel spielen würde, so wie es der Mörder mit Robert Hunter tut. Einfach nur genial.

Der Lesefluss ist durchgehend ungestört und rasend. Wir bekommen zwar nebenbei eine Menge Input aus verschiedenen Bereichen, doch dieser fügt sich sehr gut ein und bremst die Geschwindigkeit dabei niemals ab.

Das Buch selber ist in sehr viele eher kürzere Kapitel geteilt, insgesamt 118. Teilweise springen sie an verschiedene Szenerien, dies ist jedoch nicht immer so.
Dabei entstehen jedoch keine Brüche, da der Autor die Kapitel gut platziert hat. Der entstehende Effekt ist eher eine Erhöhung der Spannung.

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, ohne dass wir jedoch alles von ihnen erfahren. Über Robert Hunter zum Beispiel erfahren wir sehr viel, doch es gibt immer noch einige Sachen, die offen bleiben und die uns daher umso mehr interessieren. Vielleicht wurden diese Aspekte auch in vorhergehenden Bänden bearbeitet, dies werde ich wissen, wenn ich sie gelesen habe.
Sehr interessant bei den Charakteren ist jedoch, dass wir zwar viel über sie wissen, aber absolut nicht vorhersehen können, wie sie reagieren werden. Einige würden dies vielleicht als Manko anführen. Ich finde dies erfrischend, die Handlungen wirken schlüssig und passend im Nachhinein, doch man weiß eben nicht schon weit im Voraus, wie diese aussehen werden, dies erhöht für mich die Lesefreude und macht sie für mich realer.

Fazit

Der beste Thriller, den ich seit längerem gelesen hat. Er schockt nicht nur, sondern lässt uns scharf nachdenken und alles infrage stellen