Rezension

Feuer und Wind

Feuer und Wind - Larissa Brown

Feuer und Wind
von Larissa Brown

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt
In einer Zeit, in der die Natur dem kalten Stahl und Glas weichen musste, leben die Menschen für Träume. Sie schaffen sich virtuelle Realitäten, in denen sie ein anderes Leben betrachten können, wenn nicht gar Teil davon werden. Jen arbeitet gerade an der Simulation Islands in der Zeit der Wikinger. Als Sprachkünstlerin versucht sie das Erlebnis so real wie möglich zu gestalten. Um ihre Arbeit zu überprüfen, steigt sie selbst in einen Tank, doch es geschieht das Unmögliche, statt in der Simulation, landet sie tatsächlich in Island des 10. Jahrhunderts. Heirik Rakknason, der Clanführer der Gruppe, die sie findet, nimmt sie als Gast in den Clan auf. Wegen seines Feuermals ist Heirik gefürchtet und geachtet, doch vor allem als unantastbar angesehen. Jen ist jedoch fasziniert von ihm und fühlt sich zu ihm hingezogen. Ist jedoch eine Zukunft mit ihm möglich, wenn alles eine Simulation sein könnte?

Meine Meinung
Eine Zeitreise in eine unbekannte Zeit. Alles sollte nur eine Simulation sein, doch plötzlich wird daraus harte Realität. Wie reagiert man, wenn man in eine solche Situation kommt? Wie erkennt man, dass man unwissend ist und doch viel Wissen besitzt? Jen wollte nur eine virtuelle Realität schaffen, dass es für sie zur Realität wird, damit hätte sie jedoch nicht gerechnet.

Jen ist eine Sprachkünstlerin, die versucht ein virtuelles Island entstehen zu lassen. Sie arbeitet hart daran, es so authentisch wie möglich zu gestalten. Ein altes Tagebuch hilft ihr dabei diese Welt aufzubauen. Für sie ist dieses Projekt etwas, was sie mit ganzem Herzen einnimmt. Sie hätte allerdings nie damit gerechnet, dass sie ihre erträumte Welt mal tatsächlich betreten würde. In der Vergangenheit angekommen, bleibt ihr nichts anderes übrig als zu lügen. Zwar glaubt sie erst in der Simulation zu sein, doch dafür fühlt es sich einfach zu real an. Dann begegnet sie auch noch Heirik, dem Clanführer, und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Während sie ihn näher kennen lernt, lebt sie sich im Clan ein und muss einsehen, dass nicht alle davon begeistert sind, das sie ihm näher kommt.

Heirik Rakknason ist mit seinen 22 bereits Clanführer. Die Menschen achten und fürchten ihn, denn ein großes Feuermal, das auch einen Teil seines Gesichts bedeckt, zeichnet ihn. Es heißt, dass seine Mutter einen Segen über ihn sprach, nachdem ihn niemand mehr berühren darf und auch er niemanden berührt. Heirik hält sich von den Menschen emotional fern, doch als er Jen, die durch ein Missverständnis Ginn genannt wird, kennen lernt, entdeckt er die Sehnsucht nach einer Partnerin. Obwohl er daran glaubt anderen Menschen durch Berührung Unglück zu bringen, kann er seine Gefühle ihr gegenüber kaum beherrschen. Doch darf er ihr tatsächlich näher kommen, wenn manche daran glauben, dass dies dem Clan schaden könnte?

Die Annäherung zwischen Jen/Ginn und Heirik verläuft nur langsam, denn obwohl das Interesse vorhanden ist, ist erstmal ein gewisser Abstand zwischen ihnen. Durch Blicke, Gespräche und schließlich Berührungen entstehen Nähe und damit auch Gefühle. Heirik, der daran gewöhnt ist allein zu sein, ist unerfahren, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Doch nach und nach wird klar, dass er nach dieser Nähe hungert.

Obwohl die Handlung nicht übermäßig vor Spannung trieft, ist sie überaus fesselnd. Larissa Brown legt Wert darauf, dass das Geschehen sich um Jen/Ginn abspielt. Sie lernt das Leben in der fremden Zeit kennen, entdeckt neues und damit auch Heirik. Es ist dieses Kribbeln, die langsam aufkommenden Gefühle, der Drang mehr zu erfahren, wovon dieses Buch lebt.

Die Atmosphäre ist unglaublich, die Charaktere sympathisch und die Beschreibungen wunderbar bildhaft. Die Autorin schafft es den einfachen Alltag interessant zu gestalten und doch durch Wendungen immer wieder Höhepunkte aufzustellen. Die Antagonisten werden unauffällig eingeflochten, sie wollen die Beziehung zwischen Heirik und Ginn verhindern und stiften immer mal wieder Unruhe und sorgen für Unannehmlichkeiten. Der Leser darf sich über diese Charaktere aufregen, da er dich mehr bemerkt als die Protagonisten, da diese die Wahrheit manchmal nicht sehen wollen. Überaus gelungen waren auch die Beschreibungen der Landschaft. Die Wildheit der Natur und die Schwierigkeiten des Lebens wurden toll eingefangen und zu Papier gebracht.

Fazit
Aus dem 22. Jahrhundert ins Jahr 920, nicht gerade eine alltägliche Reise. Jen erlebt das Unmögliche und muss sich ein ganz neues Leben aufbauen. Sie reagiert zwar nicht immer auf die erwartete Weise, doch dadurch macht sie die Sache interessant. Brown hat keine einfache Geschichte geschrieben, allerdings eine überaus unterhaltsame. Darüber hinaus war es auch absolut faszinierend mal etwas über Island zu lesen, wenn auch der Großteil der Handlung Fiktion war.