Rezension

Fiktion und Wahrheit mit Anspruch

From Hell - Alan Moore, Eddie Campbell

From Hell
von Alan Moore Eddie Campbell

Bewertet mit 4.5 Sternen

London 1888: Der berühmteste Serienmörder der Geschichte treibt im Stadtteil Whitechapel sein Unwesen: Jack The Ripper, wie ihn die Presse nennt, ermordet Prostituierte und weidet sie bestialisch aus. Soweit die wahre Geschichte, was allerdings wirklich passiert ist, konnte bislang nie einwandfrei nachgewiesen werden. So gibt es einige Theorien, mal mehr mal weniger skandalös, politisch motiviert und intrigant. Alan Moore und Eddie Campbells umfangreicher Comicband From Hell, benannt nach dem Absender eines möglicherweise glaubhaften Bekennerschreibens, erzählt, wie es gewesen sein könnte und orientiert sich dabei an Fakten und an Übereinstimmungen unterschiedlicher Theorien. Dabei entsteht zum Einen ein spannender Thriller in düsteren Bildern, zum Anderen eine akribisch genaue Untersuchung der Fakten und Umstände, da im Anhang genau aufgeschlüsselt wird, auf welchen Informationen welche Szene beruht, wie glaubwürdig Theorien sind, woher sie kommen und was auf unumstößlichen Fakten aufgebaut ist. Alan Moores Deutungen und eigene Theorien, die sich vor allem auf die Psyche des Mörders beziehen, sind gut in die Geschichte integriert, so daß dieser Thriller in sich stimmig erscheint.

From Hell ist kein Comic, der auf die Schnelle oder nebenbei gelesen werden sollte. Die Vorlage des gleichnamigen Kinofilms mit Johnny Depp erfordert vielmehr große Aufmerksamkeit und eigenes Verstehen der Bilder, da auf bildbeschreibende Texte, wie es sie in anderen Comics gibt, verzichtet wird. Wer sich allerdings auf die 600 Seiten umfassende Mischung aus Fiktion und Wahrheit einlässt, erlebt nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch ein gelungenes Gesellschaftsportrait des viktorianischen Londons.