Rezension

Fiktive Biografie, die aufklären will

American Spy - Lauren Wilkinson

American Spy
von Lauren Wilkinson

Bewertet mit 3 Sternen

Der Roman beginnt 1992 mit einem Einbruch in das Haus von Marie Mitchell und ihren beiden kleinen Söhnen. Doch die "richtige" Geschichte ereignete sich bereits 1986 und in den darauf folgenden Jahren. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI und ist dort die einzige Schwarze unter vielen männlichen Weißen. Dementsprechend wird sie von ihren Kollegen auch oft unterschätzt und nicht für voll genommen. Doch dann soll sie erstmals als Spionin tätig werden und wird auf den sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso angesetzt.

Das Buch hat zunächst einen interessanten Aufbau. Im Grunde ist es ein langer Brief von Marie Mitchell an ihre beiden Söhne. Es ist nahezu ihre ganze Lebensgeschichte, die sie dort niederschreibt, dabei geht sie jedoch nicht unbedingt chronologisch vor. Wir springen also mit Marie durch Gegenwart, Kindheit, Jugend, ihre Zeit beim FBI und immer wieder in die Gegenwart. Eine ungewöhnliche, aber durchaus interessante Aufmachung, die zumindest für die ersten 100 Seiten auch noch ihren Reiz für mich hatte. Allerdings - und nun komme ich zu meinem großen Kritikpunkt - reduziert diese Erzählweise die Spannung meiner Ansicht nach auf ein Minimum. Es war weniger ein Thriller als eine fiktive Biografie. Nach etwa der Hälfte des Buches konnte man erst so etwas wie Spannung erleben. Als Leser sollte man sich also bewusst sein, dass es der Autorin hier nicht darum geht packend zu unterhalten. Hier stehen andere - wenn auch nicht unwesentliche - Themen ganz oben auf der Liste: allen voran das schwarze Amerika der damaligen Zeit, Rassismus und der Kalte Krieg. Für mich ist der Roman damit ganz klar dem falschen Genre zugeordnet. So kommen Erwartungen und Realtität leider nicht überein. Mit einer entsprechenden Erwartungshaltung mag der Roman dann vielleicht auch unterhalten.