Rezension

Film und Wirklichkeit

Wär mein Leben ein Film, würd ich eine andere Rolle verlangen
von Cornelia Franke

Klappentext:
Jess' große Leidenschaft sind Filme und seit dem Tod ihrer Mutter ist das Kino ihr zweites Zuhause. So scheint es ein Leichtes, für ein Schulprojekt einen Blog über ihr Lieblingsthema ins Leben zu rufen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Und dann ist da auch noch Marvin, der plötzlich mehr von ihr will, als nur der hilfsbereite Freund zu sein. Langsam merkt Jess, dass sich das Leben durchaus nicht immer wie im Film abspielt ...

Die Autorin:
Cornelia Franke, 1989 in Mönchengladbach geboren, studierte Kulturwissenschaften und arbeitet als Lektorin. Dazu engagiert sie sich für die kreative Schreibförderung an Grundschulen. Film- und kinoversessen, liebt sie es außerdem zu bloggen, neue Kochrezepte auszuprobieren oder stundenlang mit ihrer Spiegelreflexkamera durchs Grüne zu wandern.
Den Traum, Bücher zu schreiben, fasste sie schon früh, ihr erstes Kinderbuch "Timmy und die Allergomörder" veröffentlichte sie 2010. Mit ihrem Mann Dominic lebt und schreibt sie zusammen in Berlin. 2016 erscheint bei cbt ihr Jugendbuch "Wär mein Leben ein Film, würd ich eine andere Rolle verlangen". Weitere Projekte sind in Planung.

Meine Meinung:
Jess ist 16, vernarrt in Kino und Filme und hat mit ihren Freunden Lisa und Tom Verbündete, die auch dieser Leidenschaft frönen. Und dann ist da auch noch Marvin, der immer für sie da ist und den sie sich nicht mehr aus ihrem Leben wegdenken kann.
Sie kann froh sein, solche tollen Freunde zu haben, denn zu ihrem Vater, der nur Verbote ausspricht und sie nicht zu verstehen scheint, hat sie kein gutes Verhältnis. Jess' Mutter ist schon lange tot, und sie fehlt ihr sehr.
Eines Tages wird ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem sie beweisen kann, wie gut sie sich im Thema Film auskennt. Wäre da nur nicht die Klassenzicke Antonia, die ihr das Leben schwer macht.
Man sieht, sie hat mit einigen Problemen zu kämpfen, aber der Weg ist das Ziel. Und Jess lässt sich nicht unterkriegen.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Ich bin selbst ein Film-Fan und gehe gern ins Kino, und so konnte ich mich total mit ihr identifizieren. Auch ihre Freunde waren mir äußerst sympathisch. Marvin ist immer zur Stelle, wenn sie ihn braucht, der verlässliche Freund, der vielleicht doch mehr sein kann. Lisa, die eher klein ist und sich selbst gern als Elbin sieht, sorgt für den einen oder anderen Lacher, und Tom, der sich in weit entfernten (Film) Welten bestens auskennt, würde mit ihr Pferde stehlen.
Antonia hingegen war einfach nur unerträglich, und mit ihr zog das Thema Mobbing in die Geschichte ein. Eine unerträgliche Person, die man leider zu oft im wahren Leben findet.

Jess und ihre Vorliebe fürs Kino ist ein Handlungsstrang, denn die Geschichte dreht sich auch um Vergangenheitsbewältigung, Trauer, die immer noch besteht und die erste große Liebe.

Mir haben die Anspielungen auf Filme und Zitate sehr gefallen. Man kann viele davon, hübsch verpackt, finden.
Man schmunzelt über die Meinungen zu Filmen, nickt und fühlt sich bestätigt. Eben Filmliebhaber unter sich. Da wimmelt es von Aliens, Superhelden und Tricktechniken, die die Leinwand revolutioniert haben.

Auch die zarte, langsam aufkeimende Liebesgeschichte fand ich jugendlich frisch erzählt.
Das Buch ist tiefgehender als man auf den ersten Blick denkt - und mal ehrlich, wer hat sich nicht schon mal eine andere Rolle im Leben gewünscht? Doch auch mit der, die man hat, muss man sich arrangieren und das Beste daraus machen - das erfährt auch Jess im Laufe der Zeit.

Das Cover mit der Kinokarte und dem Popcorn wurde zum Thema passend gestaltet.

"Wär mein Leben ein Film, würd ich eine andere Rolle verlangen" erzählt aus dem Leben eines Mädchens, das auf der Suche nach sich selbst ist und mit ihrer Rolle reift.

4 Sterne.