Rezension

Filmreifes Sujet

Das Haus der schönen Dinge - Heidi Rehn

Das Haus der schönen Dinge
von Heidi Rehn

Bewertet mit 5 Sternen

Auf üppigen 650 Seiten wird hier intensiv und detailreich ein Zeitgemälde ausgebreitet, das 3 Generationen umfasst. Jacob Hirschvogl, jüdischer Kaufmann, und seine Frau Thea lassen um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. das Kaufhaus Hirschvogl am Rindermarkt in München entstehen, einen Kauftempel der Superlative, in dem es alles gibt, was das Herz der feinen Gesellschaft begehrt. Das Kaufhaus wächst und wächst, alles dreht sich bei Familie Hirschvogl nur um Ideen und Erweiterungen rund um das Kaufhaus. Auch Tochter Lily ist von dieser lebenserfüllenden Begeisterung für das Kaufhaus erfasst, insbesondere in den Zwanziger Jahren blüht und gedeiht alles, was die Familie auf die Beine stellt. In den 30er Jahren fallen die ersten zeitgeschichtlichen Schatten auf die Familie Hirschvogl...

Dank der großen Kunst der Autorin, sehr bildreich und malerisch Details zu schildern, läuft das Geschehen wie ein Film vor dem inneren Auge des Lesers ab. Man fühlt den Stoff, das Rascheln, die Farben, die Üppigkeit der Dekorationen. Und man fürchtet schon zu Beginn das schreckliche Ende... Ich war von diesem Buch fasziniert, nein, geradezu hingerissen, konnte, da ich vor meiner Pensionierung selbstständige Geschäftsfrau war, restlos mitempfinden, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Geschäft der Mittelpunkt des Lebens ist. Die Autorin beschreibt am intensivsten die Zeit der Geschäftsblüte. Hier gelingt es der Autorin meisterhaft, den Idealismus, die Träume, die Hoffnungen und die Freude über Gelungenes in zündende Worte zu packen. In der Darstellung der 30er Jahre und später bekommt das Buch meiner Meinung nach leider Längen, wird zunehmend flacher, grauer, trockener, teils mühsam zu lesen. Für mich war anhand des Erzählten das Grauen des Endes nicht spürbar. Das Entsetzliche spürte ich nicht. Es wurde erzählt, aber ohne Leben erzählt. Ich empfand das Buch leider zum Ende hin geradezu als leer.
Dennoch insgesamt ein absolut lesenswertes Buch, das ich mir wunderbar als Film vorstellen könnte.