Rezension

Finde ich sehr übertrieben

Einäugige Echse - Carl Hiaasen

Einäugige Echse
von Carl Hiaasen

Bewertet mit 3 Sternen

Wie verrückt muss man sein, dass man sich als Sandhaufen getarnt mit einem Strohhalm zum Luftholen am Strand verbuddelt, um Schildkröteneierdiebe zu erschrecken und zu verprügeln? Das zumindest tut Skink. So stellt er sich Richard vor, der ihn zufällig am Strand gefunden hat. Seinen echten Namen will der alte komische Kauz zunächst nicht verraten, damit ihn niemand bei der Polizei verpfeift. Richard findet, er sieht aus wie ein Obdachloser, eine Duschhaube auf dem Kopf, einen langen zotteligen Bart mit eingeflochtenen Vogelschnäbeln, ziemlich schmuddelig und dort, wo das linke Auge sein sollte, ein Glasauge, das irgendwie so garnicht passend aussieht.
Egal, Richard hat eh gerade ganz andere Sorgen, denn seine Cousine Malley ist von zu hause abgehauen. Ihre Erklärungen dafür am Telefon hören sich aber so garnicht nach Malley an und Richard ist sich sicher, dass da ordentlich was faul ist.
Gemeinsam mit Skink, der in Wahrheit ein totgeglaubter Ex-Gouverneur ist, macht er sich auf den Weg, um seine Cousine zu finden.

Meine Meinung

Nach dem eher verwirrenden Klappentext, der mich irgendwie neugierig gemacht hat, war ich mir nicht sicher, was sich dahinter verbirgt.
Aber jetzt kann ich sagen, dass es sich um eine abgedrehte, total übertriebene Geschichte in Florida handelt.
Carl Hiaasen ist wohl dafür bekannt, mit "beißendem Witz" zu schreiben und das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Hier treffen seltsame Typen zusammen, die einen absolut unglaubwürdigen Roadtrip unternehmen. Unglaubwürdig, weil Richard noch nicht mal 16 ist und mal eben mit einem ihm völlig unbekannten, sehr suspektem alten Mann quer durch Florida fährt. 
Das Ganze ist dabei mit einem dermassen trockenen Humor ausgestattet, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob das die angestrebte Zielgruppe der ab 12-jährigen auch so versteht.
Der Schreibstil ist unkompliziert, wirkt aber etwas gestelzt. Die Geschichte wird aus Richards Perspektive in der Ich-Form erzählt.
Es gibt etliche Themen, die sich hier zusammen finden.
Da wäre einmal das Stehlen von Schildkröteneiern, das in der Tat ein großes Problem darstellt. Oder die Tatsache, dass der Elfenbeispecht eventuell doch noch nicht ausgestorben ist, ich hab danach gegoogelt...
Aber das Hauptthema ist natürlich das Verschwinden von Cousine Malley. Eine Internetbekanntschaft entpuppt sich letztendlich nicht als der nette Typ, den Malley erwartet hatte, sondern ein schießwütiger Kerl, der schon einiges auf dem Kerbholz hat.
Ihr merkt schon, langweilig ist das Buch keinesfalls. Aber trotzdem konnte es mich nicht ganz überzeugen, auch wenn ich mit der großen Portion Sarkasmus gut leben kann.

Unterm Strich

Das Alter der Zielgruppe würde ich um mindestens 2 Jahre anheben, ab 12 finde ich es nicht geeignet. Wer den Autor kennt, ist diese Art von Geschichten wohl gewohnt, für mich war es eher gewöhnungsbedürftig. Aber natürlich sollte man auch nicht alles zu ernst nehmen.