Rezension

Finnische Bücher haben einen ganz besonderen Sound

Lempi, das heißt Liebe
von Minna Rytisalo

Lappland - der 2. Weltkrieg - eine verschwundene Frau - ein trauernder Ehemann - was sagt die Schwester - was ist mit Lempi passiert? - erzählt wird aus drei verschiedenen Perspektiven - nur Lempi selbst kommt nicht zu Wort

Finnische Bücher haben einen eigenen Sound. Einerseits naturalistisch, manchmal hart. Wie die langen Winter, die Kälte, der harte Kampf ums Überleben. Andererseits auch poetisch. Wie der kurze aber schöne Sommer, die schöne Landschaft, die Saunakultur.

Dieses Buch handelt von Lempi, einer jungen Frau, die sehr behütet aufwächst, sogar Abitur macht. Und dann einen jungen Bauern heiratet, zu ihm aufs Land zieht, Und nach noch nicht mal einem Jahr ist es vorbei mit dem Glück. Der 2. Weltkrieg macht auch vor dieser Gegend nicht Halt. Und Lempi verschwindet. Und lässt ihren geraden geborenen Sohn und ihren kaum älteren Ziehsohn zurück bei der Magd.
Was ist passiert? Ist Lempi tot? Ist sie mit einem Deutschen fort gegangen?
Erste geheimnisvolle Andeutungen gibt der Prolog. Und danach erzählen drei Personen über Lempi - nur  sie selbst - sie kommt nicht zu Wort. Lempi bleibt also ein wenig rätselhaft, verschwommen - wie auf dem Cover angedeutet.
Zunächst erzählt ihr Mann, der aus dem Krieg heimkehrt und schier verzweifelt, weil Lempi nicht mehr da ist. Trauer und Verzweiflung werden sehr eindringlich dargestellt.
Danach erzählt die Magd. Sie konnte Lempi nicht leiden, für sie war Lempi ein verzogenes Gör, das einfach nicht auf einen Bauernhof gehörte. Sie selbst wäre doch eine viel bessere Bäuerin geworden.
Dieser Teil ist hart und schonungslos geschrieben.
Und dann erzählt Sisko, die Schwester von Lempi. Die beiden Frauen wären sich schon als Kinder sehr nah.  Und Sisko weiß, wie es zu der Ehe mit dem Bauern kam. Aber Sisko hat auch eigene Probleme, sie hat einen Deutschen Freund (damals waren die Deutschen die sogenannten "Waffenbrüder" der Finnen). Und irgendwann müssen die Deutschen und ihre Geliebten Finnland verlassen.
Dieser Teil erzählt viel - wenn auch vieles nur in Andeutungen. Aber er erzählt doch ein ganzes Frauenleben. Von einem behüteten Aufwachsen über den Beginn der Beziehungen zum anderen Geschlecht bis zur Flucht und zu den Nachwirkungen des Krieges. 
Dieser Teil war sehr geheimnisvoll, hatte viele Andeutungen, führte mich als Leserin oft in die Irre. Und löst doch das Rätsel um Lempi auf. Wenn auch nicht ganz alles erzählt wird.
Aber wie erzählt wird - das ist die große Kunst in diesem Roman. Dieses Eindringliche, Tragische. Und doch Poetische.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Und ich werde nach weiteren  Büchern aus Finnland Ausschau halten

.Autor: Minna Rytisalo