Rezension

Fliegende Inseln

Belladonna - Anne Bishop

Belladonna
von Anne Bishop

Bewertet mit 4 Sternen

Gefühlvoll. So bleibt auch der zweite Teil von Anne Bishops ‚Die dunklen Welten‘. (Spoiler nicht zu vermeiden.)
Der Weltenfresser ist weiterhin unterwegs, versteckt sich, schürt die Ängste in den dunklen Bereichen der Herzen. Denn in jedem Garten gibt es Schatten, Unkraut und Kompost. Ohne Dunkel kein Licht und anders herum. Egal ob Belladonna Ephemera anfleht oder Michael dem ‚wilden Kind‘ ein Ständchen bringt. Die Welt Ephemera kann dir jeden Herzenswunsch erfüllen, wenn du nicht aufpasst kann dies jedoch gewaltig nach hinten los gehen. Das muss auch Caitlin feststellen, die ihren Bereich der Welt leider aufgrund von Ablehnung und negativen Gefühlen in Stücke sprengt, unabsichtlich.

Was ich an dem kleinen Mädchen mag ist, dass sie Teaser küssen durfte. Was ich an ihr nicht mag, alles andere. Ich mag diese Art von Protagonistinnen nicht. Sie ist eine Heulsuse. Ich mag Glorianna auch nur ab und an. Ihre Tante Nadia hingegen, die ist hervorragend. Aber vielleicht liegt das auch an meinem Alter *hust. (Hab’ ich das jetzt laut gesagt?)
Bei den Herren fühlt es sich ähnlich an. Sebastian und Teaser sind ja schon weichgespült, Lee kriegt immer nur mit seiner Jindojun-Wolke-Insel die Taxiaufgaben ab, Michael hechelt Glorianna hinterher und legt sich dafür liebend gern mit Cousin und Bruder an. Und alles ist wie immer: der größte Herzenswunsch: Ich will die Frau für’s Leben, bring’ mich halt hin.

Dafür muss er dann so einige Reisen auf sich nehmen. Dabei wechselt sich das dann geschickt ab die Bedürfnisse der gesamten Menschheit gegenüber den Bedürfnissen eines Mannes und einer Frau zu stellen. Wenn die beiden spitz aufeinander sind, aber einfach alle Hände voll zu tun haben.

Nach knapp 1.000 Seiten jetzt geht es mir schon viel besser mit Ephemera. Was vor allem Erzähltechnisch daran liegt, dass Caitlin und Michael keine Ahnung haben. Ihr Teil der Welt war unversehrt, nicht wie die zerbrochenen Landschaften und Inseln aus Teil 1. Daher kennen sie statt Zauberern: Magier, beziehungsweise Glücksbringer, Fluchbringer. Und statt Landschafferinnen Schwestern des Lichts. Es kommen dann später noch andere Bezeichnungen dazu, die alle romantisch sind: Kriegerin des Lichts, Herzenssehrin und so was. Aber dadurch, dass Glorianna und ihre Familie den beiden Geschwistern erklären was wirklich los ist und wie die Welt funktioniert, kriege ich auch endlich die Kurve.

Wobei mir Michaels Verständnis besser anmutet, denn er beschreibt Musik, Rhythmen und Harmonien. Das macht es vorstellbarer als Gloriannas Methode einfach keinen Vergleich zu benutzen und einfach zu sagen: ‚Ephemera höre mich, ich hab grad Mordswut im Bauch, hör‘ ma grad nicht hin, wenn ich jemanden verwünsche, ich meine es nicht ernst und lass das was ich denke nicht Wirklichkeit werden.’
Wenn ich mit dem Wanderer unterwegs bin, dann sehe ich deutlich wie er die Schwingungen - Resonanzen - erkennen kann, wenn er willkommen ist, wenn er Angst mildern kann, wenn er Freude schenken kann.
 

Fazit:

Das Böse streift durch die Gegend und wurde zumindest zurückgeschlagen, nur um in diesem Teil wieder zu neuer Macht zu gelangen mit all seinen Schergen von Röhrenspinnen bis Knochenschälern. Er hasst den ‚wahren Feind‘ und den ‚Feind‘, die sich gegen ihn verbündet haben. Und er ist so sehr von Zweifeln durchzogen, dass ich mich frage, wieso so ein Wesen so viel Angst und Furcht haben kann, wenn es genau das bei den menschlichen Gemütern frisst. Der Ausgang des Buches fühlt sich indes sehr logisch an. Denn gegen einen solchen Gegner kann man kaum gewinnen in dem man auf die Liebe setzt.
Abgesehen aber davon, hat Bishop eine wunderschöne wattige Erzählweise. Und das meine ich nicht böse, ich finde einfach nur ihr Stil ist echt schön, einladend, ruhig, funkelnd. Ich befürchte aber, dass es im Anshcluß an die ganzen Juwelen vielen Lesern ähnlich wie mir ging und es zu ähnlich war, von kompliziert ganz zu Schweigen. Woraufhin sich dann wohl auch der Verlag dachte: Ach, das verfolgen wir nicht weiter.

Das Urteil lass ich heute mal von Glorianna Belladonna höchstpersönlich selbst sprechen:
„Wenn du dich nach Romantik sehnst, Mädchen, dann lies ein Buch.“