Rezension

Fliss' Verwirrspiel

Verliebt bis in die Fingerspitzen - Sarah Morgan

Verliebt bis in die Fingerspitzen
von Sarah Morgan

Bewertet mit 5 Sternen

Fliss und ihre Zwillingsschwester Harriet führen gemeinsam erfolgreich den Gassiservice „Die Bark Rangers“ in Manhattan. Schon seit 10 Jahren ist Fliss von ihrem Ex-Mann Seth geschieden, doch nun fängt ausgerechnet er als neuer Tierarzt in der örtlichen Tierklinik an, wie ihr Bruder Daniel ihr erzählt hat. Fliss kann damit gar nicht gut umgehen, zu sehr leidet sie noch unter der Trennung und reist zu ihrer Großmutter in die Hamptons, um sich abzulenken und vor ihrem Gefühlschaos zu flüchten. Doch der Fluchtort war anscheinend nicht so gut gewählt, denn Seth taucht nur wenig später ebenfalls dort auf, was Fliss dazu bringt, sich als ihre Schwester Harriet auszugeben. Allerdings kann sie weder ihre Großmutter noch Seth hinters Licht führen. Wie wird das Versteckspiel ausgehen?

Sarah Morgan hat mit „Verliebt bis in die Fingerspitzen“ den sechsten Band ihrer „From Manhattan with Love-Serie“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und mit teils mit einer Prise Humor gespickt, so dass es dem Leser nicht schwerfällt, von Beginn an in die Geschichte einzutauchen und an der Seite von Fliss so einiges an Gefühlschaos zu erleben. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr lebhaft und farbenfroh, verleiten sie den Leser doch dazu, von einem Strandspaziergang in den Hamptons zu träumen oder mit einer Jolle auf dem Wasser zu schippern bei Sonnenuntergang. Die Autorin lässt in diesem Roman nicht so sehr der Leichtigkeit den Vortritt, sondern verarbeitet einige doch recht ernste Themen in ihrer Handlung. So geht es um einen angsteinflössenden Vater, geschiedene Eltern, mangelndes Selbstwertgefühl ausgelöst durch ständig entmutigende und kränkende Bemerkungen sowie um Beschützerinstinkt gegenüber Geschwistern. All dieses lässt die Geschichte hochemotional werden und bewirkt eine Achterbahn der Gefühle beim Leser, wobei man sich wunderbar in die Charaktere hineinversetzen kann.

Die Protagonisten sind wunderbar ausgestaltet und mit Leben versehen, sie wirken durchweg wie aus dem realen Leben aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften. Es macht sie glaubhaft und authentisch. Fliss ist eine Frau, die einer Schildkröte gleicht, sie ist zurückhaltend und auch sehr misstrauisch. Sie hat schon früh gelernt, ihre Gefühle zu verbergen und sich nach außen nichts anmerken zu lassen, damit sie anderen keine Angriffsfläche bietet. Gleichzeitig ist sie sehr hilfsbereit und kann kaum jemanden eine Bitte abschlagen, dabei bleibt sie natürlich auf der Strecke. Fliss versucht immer, ihre schüchterne Zwillingsschwester Harriet zu beschützen und stellt sich wie eine Wand vor sie, damit ihr nichts passiert. Fliss ist nach außen mutig und nach innen entmutigt durch ihren familiäre Vorgeschichte. Seth ist ein sehr attraktiver Mann, der offen und ehrlich ist und sich gut in seine Mitmenschen hineinzuversetzen versucht. Allerdings ist er auch sehr hartnäckig, wenn er den Dingen auf den Grund gehen will und gibt nicht so leicht auf. Auch Fliss‘ Großmutter sowie Mathilda spielen eine große Rolle in der Geschichte und geben ihr noch mehr Gewicht.

„Verliebt bis in die Fingerspitzen“ besticht durch eine zauberhafte und komplexe Geschichte, enthält Familiendrama, Liebeschaos und verletzte Gefühle. Das Buch ist ein Rundumpaket für gute Unterhaltung mit einem tollen Setting, das zum Träumen einlädt und eine Hauptprotagonistin, die man gern mal in den Arm nehmen würde. Absolute Leseempfehlung für beste Unterhaltung!