Rezension

Flucht aufs Land ist auch keine Lösung

Solikante Solo -

Solikante Solo
von Björn Kern

Stadt versus Land - Gentrifizierung - Landleben als vermeintliche Idylle - die Flucht nach Brandenburg - Großstadtleben in Berlin - ein Paar in der Krise - Generationenportrait - Sozialkritik - Berlin&Brandenburg - Luftverschmutzung - Ökologisches Leben

Solo in Solikante ist auch keine Lösung. So hatte sich das Jann auch nicht vorgestellt, als er das alte Gut im Oderbruch kaufte. Er wollte raus aus der Hektik und dem Gestank der Stadt und wieder neu anfangen. Leider hat er darüber die Wünsche seiner Frau Ruth übersehen, die das bunte Leben in Berlin liebt und sich für ihre Tochter wünscht, dass sie die Vielfalt Berlins erleben kann - auch wenn die Mieten immer weiter steigen und sie deshalb inzwischen in einer viel zu kleinen Wohnung leben müssen. Jann und Ruth entzweien sich immer weiter - den Kauf und die (nicht erfolgreiche) Renovierung des Gutes (von Jann als Schloss angesehen...) nehmen sie dabei als Anlass für immer mehr Streit. Dabei lieben die beiden sich doch - und ihre Tochter lieben sie auch - das wird in den Beschreibungen sehr deutlich.

Empfand ich das Buch am Anfang noch als eine Art Sozialkritik (steigende Mieten in Berlin. falsche Vorstellungen vom idyllischen Landleben), so wurde es mir dann im letzten Drittel zu sehr zu einer Art Studie über ein sehr grenzwertiges psychotisches Verhalten. Jann wird paranoid und sieht sich von allem bedroht - Luftwerte, Schweinemastbetriebe, Feinstaub. Er bekommt sein Leben schon lange nicht mehr auf die Reihe - und dann muss er feststellen, das die Landbevölkerung ganz anders tickt, als er denkt. Und Ruth? Sie verzweifelt als alleinerziehende Mutter zwischen Job, krankem Kind und Baustelle im Haus.

Als Fazit sehe ich hier also weniger Sozialkritik (wobei diese im ersten Teil wirklich gelungen ist) als vielmehr eine Studie über eine Generation, die sich weigert, erwachsen zu werden und mit 40 immer noch nicht irgendwo angekommen ist. Der Ausbruch aus dem vermeintlich "spießigen" Landleben der Herkunft ist geglückt - aber mit dem Leben in der Großstadt und den Anforderungen an Geldverdienen, Kinder großziehen und sich den richtigen Platz im Leben suchen - damit scheint man doch überfordert.