Rezension

Flucht aus der Heimat Ostpreußen

Letzte Fahrt nach Königsberg - Ulrich Trebbin

Letzte Fahrt nach Königsberg
von Ulrich Trebbin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieser historische Roman wird insbesondere das Interesse jener wecken, die selbst oder deren Vorfahren Wurzeln in Ostpreußen haben.

Die Protagonistin Ella, aus guter Familie, hat ihre Kindheit und Jugend in Königsberg verbracht. 1944 flüchtet sie aus ihrer im Krieg zerstörten Heimat nach Potsdam und von dort  vor dem drohenden Einmarsch der Russen nach Westdeutschland.

 

Was den geschichtlichen Hintergrund anbelangt, ist der Roman durchweg gelungen. Er vermittelt so viel Wissen über das Königsberg zwischen den Kriegen, während des Zweiten Weltkriegs sowie in der Gegenwart. Abgerundet und der besseren Vorstellung dienend wird das Ganze durch einen Stadtplan und eine Karte Ostpreußens im Innenteil des vorderen und hinteren Bucheinbandes. Die eine oder andere wörtliche Rede in original ostpreußischem Dialekt sowie die Beschreibung typischer Gerichte wirken auflockernd. Auf jeden Fall ist das Buch ein guter Beitrag, um nachvollziehen zu können, was der Verlust von Heimat aufgrund kriegerischer Ereignisse bedeutet.

Der eigentlich unterhaltende Teil der Geschichte vermochte mich hingegen nicht so recht zu überzeugen. Das fängt bereits dabei an, dass im Klappentext Schwerpunkte gesetzt werden, die der eigentliche Buchtext dann ganz anders umsetzt. Ellas Jugendliebe erweist sich als ein einseitig von ihr ausgehende Liebe, die sie im Laufe der Jahre geradezu verherrlicht. Dass sie sich als verheiratete Frau mit drei Kindern unbedingt von eben diesem Geliebten schwängern lassen will (ob es gelingt, bleibt offen), wirkt etwas schwülstig und wirft kein schönes Bild auf die Rolle der Frau. Ellas kurzer Hamstertour von Potsdam zurück nach Königsberg, um sich ihre Einmachgläser zu holen, von denen sie geradezu besessen ist, kommt keine richtige Bedeutung zu. Im Übrigen verliert sich der Autor mehr als einmal an Detailschilderungen, z.B. dem Fangen und Präparieren von Schmetterlingen oder einem Reitturnier. Auf jeden Fall ist positiv zu würdigen, dass der Autor schonungslos die eigene Familiengeschichte aufarbeitet.

 

Alles in allem bewerte ich das Buch mit 31/2 Sternen.