Rezension

Flucht in die allumfassende Unsichtbarkeit

Der Narr und seine Maschine - Friedrich Ani

Der Narr und seine Maschine
von Friedrich Ani

Bewertet mit 3 Sternen

Im neuen Roman von Friedrich Ani geht es wieder einmal und vielleicht zum letzten Mal  um den erfolgreichen Vermisstenfahnder Tabor Süden, der nach seinem Ausscheiden bei der Münchner Polizei als Privatdetektiv arbeitete. Gerade will er wieder einmal verschwinden, als ihn seine Chefin Edith Liebergesell  genau da aufspürt, wo sie ihn vermutet: am Bahnhof. Sie bittet ihn, den Fall des vermissten Schriftstellers Cornelius Hallig zu übernehmen. Der Auftrag kommt von dem Hotelbesitzer, in dessen  Hotel Hallig jahrzehntelang gelebt hatte, zuerst mit seiner Mutter, dann seit ihrem Tod allein. Den Hotelbesitzer Josef Ried und sein langjähriges Personal verband tiefe Freundschaft mit dem einst sehr erfolgreichen  Schriftsteller, der unter dem Pseudonym Georg  Ulrich eine Reihe von Kriminalromanen veröffentlicht hatte. Tabor Süden verbringt eine Nacht in Halligs Zimmer, um ein Gefühl für die Persönlichkeit des Verschwundenen zu bekommen und so seine Spur zu finden. Er liest dort ein Manuskript, verfasst von der damaligen Verlegerin des Autors, und hat nach dem Gespräch mit ihr eine Idee, an welchem Ort er suchen muss – außer am Grab der verstorbenen Mutter. 
Erzählt wird aus ständig wechselnder Perspektive. So erfährt der Leser auch eine Menge über Cornelius “Linus“ Hallig, der die Orte seiner Vergangenheit noch ein letztes Mal aufsucht. Es wird immer deutlicher, wie ähnlich sich die beiden Männer sind. Beide haben keine Bindungen mehr, beide wollen sich nur noch entziehen, abtauchen in “die allumfassende Unsichtbarkeit“  (S. 10), wobei sie nicht dieselben Gründe für ihr Handeln haben. Die Aussichten, dass Süden sein Spiegelbild findet, sind gut.
Die Geschichte ist sehr düster, das Ende offen. Edith Liebergesell sieht ihren einstigen Mitarbeiter ein letztes Mal am Bahnhof, greift aber nicht ein. Wie geht es weiter? Tabor Süden verschwindet in eine ungewisse Zukunft. Wird er jemals wieder Vermisste suchen? 
 Mir hat Anis Roman gefallen, aber nicht so gut wie andere Werke des Autors, von dem ich mehr als ein Dutzend Bücher kenne.  Andere, z.B. “Der namenlose Tag“  fand ich wesentlich packender.