Rezension

Flucht nach vorn

Breakaway
von Anabelle Stehl

Bewertet mit 5 Sternen

Berührende Geschichte, authentisch erzählt

„Breakaway“ ist der Auftakt zur dreiteiligen Away-Reihe von Anabelle Stehl.

Für die Filmstudentin Lia wird eine einzige verhängnisvolle Nacht zu einem immerwährenden Alptraum. Ihre Freundinnen wenden sich von ihr ab, auf dem Campus wird sie mit Blicken und Getuschel verfolgt und in den sozialen Medien ist sie eine Geächtete. Als sie es nicht mehr aushält, packt sie kurzerhand ihren Koffer und nimmt den erstbesten Bus. Dieser führt sie nach Berlin, wo sie im anonymen Trubel der Großstadt endlich etwas aufatmen kann. Bereits kurz nach ihrer Ankunft lernt sie Noah kennen, der ihre Gefühle in kürzester Zeit noch mehr verwirrt.

 

Zuerst weiß man nicht, was mit Lia los ist, dass sie so überstürzt und völlig ohne Plan nach Berlin flieht. Man ahnt nur unterschwellig, dass es in die Richtung Mobbing gehen könnte. Sie ist so tief im Fluchtmodus, dass sie sich quasi neu erfindet, um alle Verbindungen zu ihrem alten Ich zu kappen. Das klappt aber selbst in einer so riesigen Stadt wie Berlin nur bedingt.

Noah ist ebenfalls etwas überstürzt zurück nach Berlin gekommen. Eine Familienkrise bringt ihn dazu, sein Praktikum in Südamerika abzubrechen. Doch zu Hause stößt er auf eine Mauer des Schweigens und nicht auf die erhofften Erklärungen. Lia zieht ihn auf den ersten Blick an und er ist überglücklich, als er ihre zunächst abwehrende Haltung überwunden hat. Aber sie scheint nicht die zu sein, die sie vorgibt und noch mehr Lügen kann er nicht verkraften.

Erst nach und nach setzten sich die Puzzleteile von Lias und Noahs Geschichte zusammen und erst am Schluss kann man das große Ganze sehen. Das mag sich zwischendrin manchmal frustrierend anfühlen, ist aber letztendlich sehr geschickt von der Autorin konstruiert. Die Charaktere erhalten den nötigen Raum, um sich über einige Dinge klar zu werden, für die es keine einfachen Lösungen gibt. Sie reagieren, wie es sich für sie in diesem Moment richtig anfühlt, auch wenn das im Nachhinein vielleicht nicht optimal war. Aber gerade das macht sie so menschlich. Anabelle Stehl widmet sich den schwierigen und ernsten Themen sensibel und authentisch, so dass man den Schmerz der Protagonisten nachempfinden kann.

 

Mein Fazit:

Die berührende Lovestory spricht unangenehme Themen an, die leider immer wieder und tagtäglich überall passieren können. Von mir gibt es dafür eine ganz klare Leseempfehlung!