Rezension

Flüchtlingsschicksal innerhalb Afrikas

City of Thieves - Natalie C. Anderson

City of Thieves
von Natalie C. Anderson

Bewertet mit 4 Sternen

Die Protagonistin Tina ist als Fünfjährige mit ihrer Mutter aus dem Kongo nach Kenia geflohen. Die Mutter findet dort eine Anstellung im Haus eines weißen reichen Mannes, von ihm bekommt sie eine Tochter, später wird sie ermordet. Tina versucht fortan zu überleben, für ihre Schwester zu sorgen, die sie in einer Klosterschule unterbringen kann und Rache für den Mord der Mutter zu üben.

Als nun 16-jähige lebt sie als Gangmitglied auf der Straße in Sangui, einer fiktiven Stadt in Kenia. Sie ist inzwischen eine geübte Diebin. Die Gangstrukturen, das Überleben auf der Straße, die gesellschaftlichen Verhältnisse werden glaubwürdig vorgestellt. 

Die Autorin hat ihre Masterarbeit zum Thema Vertreibung und Zwangsmigration geschrieben, sie engagiert sich stark in der Flüchtlingshilfe (UN) in Afrika, insbesondere in Kenia.  Die Entwicklung der Protagonistin und auch der fiktive Schauplatz wirken sehr authentisch, man merkt das persönliche Erfahrungen eingeflossen sind. 

Tina begibt sich schließlich zurück in den Kongo, deckt Geheimnisse der Mutter und deren Todesumstände auf, findet Vieles heraus, das sie und auch den Leser schockt. Die Geschichte überrascht immer wieder mit neuen Wendungen.

Ein gutes und wichtiges Buch für die Zielgruppe und auch Erwachsene, die am Thema interessiert sind. Der Spannungsbogen leidet streckenweise etwas, weil die Autorin sich viel Raum für die Darstellung der Lebensumstände nimmt. Die Mischung von Kriminalfall und Sachthemen ist nicht ganz ausgewogen. Ich habe es gerne gelesen, kann mir jedoch vorstellen, dass hier vor allem Jugendliche nicht immer bei der Stange bleiben. Emotional hat mich Tina leider nicht vollständig einfangen können, eine gewisse Distanz blieb.