Ford-Bremse
Bewertet mit 3 Sternen
Die komplexe Geschichte mit mir und Elsie Silver ist um ein neues Kapitel reicher. Ich habe es schon zu oft erwähnt, dass ich mit ihrer Art der expliziten Szenen schonmal etwas hadere, aber es gibt daneben so viel an ihren Erzählungen, das mich reizt und mitzieht, sodass ich ihre Chestnut Springs-Reihe treu begleitet habe. Die Rose Hill-Reihe ist nun die nächste der Autorin. Auch wenn ich länger etwas gezögert habe, ob ich im Überangebot an guten Geschichten dabei bleiben möchte, habe ich doch wieder viele Stimmen von begeisterten Fans gelesen, die ich sehr schätze, weswegen jetzt an „Wild Love“ kein Weg vorbeiführte.
„Wild Love“ ist das erste Buch von Silver, das ich als Hörbuch hatte. Ich war echt gespannt, wie es gerade wegen der expliziten Szenen sein wird, denn sie zu lesen und sie zu hören, sind zwei Paar Schuhe, aber zunächst möchte ich betonen, dass Emilia Weinert und Tom Schönfelder zwei sehr angenehme Stimmen für die Aufgabe waren. Ich habe dann auch im Verlauf nie ein Unbehagen gespürt, weil beide die Charaktere echt toll verkörpert haben und alles zueinander passte,
Silver geht bei „Wild Love“ clever vor, denn mit unserem ersten männlichen Protagonisten haben wir ein bekanntes Gesicht, denn es ist Ford, der Bruder von Willa, die wir schon aus Band 2 der Chestnut Springs-Reihe kennen. Das war auf jeden Fall gut, um die Fans sofort wieder einzufangen. Zum einen wird die Geschichte der Familie Grant aus einer anderen, ergänzenden Perspektive beleuchtet. Zum anderen hat Willa einen tollen Auftritt. Das war schon top gerade für die, die Silver so schon länger begleiten. Alles andere in Rose Hill ist dann völlig neu und das Bowlingteam der Single-Dads ist schon eine lustige Idee. Da ich immer wieder höre, wie viele den Trope Single Dad feiere, wird man hier in den bislang vier angekündigten Bänden wohl voll auf die Kosten kommen. Ich muss aber sagen, dass ich inhaltlich ein paar Stolperstellen hatte. Es ließ sich insgesamt schnell weghören und da waren viele typische Silver-Zutaten, aber die Reihe hat mich noch nicht so gekrallt, wie es „Flawless“ zu dem Zeitpunkt schon getan hat.
Für mich liegt das vor allem an Ford. Rosie und die Belmonts sind nämlich quasi der heimelige Faktor von Rose Hill und die ganze Dynamik dort war schon vielversprechend. Aber Ford war trotz seiner Freundschaft zu Weston eher abgeschirmt von allem. Ich fand auch die anfängliche Betonung mit dem hottesten Milliardär etwas anstrengend und übertrieben. Auch wenn solche Hypes in Zeiten von Social Media schnell entstehen, aber als Musikproduzent ist er sicherlich keine solche Nummer wie Sänger und Schauspieler, deswegen war das sehr übertrieben. Dass es für Ford etwas Privilegiertes brauchte, damit die Geschichte funktioniert, das war schnell klar, aber alles andere hätte man etwas runterfahren können. Weiterhin ist die Wahl, wie der Single Dad-Trope hier umgesetzt wurde, ungewöhnlich. Cora ist schon relativ ‚alt‘ und wie sie in Fords Leben tritt, noch verrückter. Auch wenn sich die Geschichte süß und mitreißend entwickelt hat, aber komplizierter konnte man es erstmal wohl nicht machen. Auch wenn Fords Fassade dadurch natürlich brechen soll, aber ich fand ihn als Charakter sehr schwer greifbar. Es gab genug Momente, um ihn richtig dolle zu mögen, dann wiederum fand ich ihn unnahbar beziehungsweise inkonsequent in seiner Darstellung. Auch wenn ich sagen muss, dass ich Silver fast mehr für ihre Frauenrollen mag, aber ihre Jungs möchte ich dennoch mögen und das war hier nicht so einfach, wie ich es gewohnt bin.
Was ich unfassbar geliebt habe, das waren die ausgetauschten E-Mail-Nachrichten. Das war zum Totlachen und gerade diese vorgelesen zu bekommen, herrlich! Das war mit Abstand das allerbeste am Buch, auch weil es durch Rosies Art in der Hauptsache getragen wird. Sie ist quirlig, sie ist wortgewandt, sie ist schlagfertig, da kommt viel zusammen, was mich sehr von ihr eingenommen hat. Ihre Situationship ist zwar auch seltsam, aber ich mochte sie von Anfang an und sie hat viel mitgezogen. Sie hat die Chemie zwischen den Figuren befeuert. Wegen Ford war dann am Ende die aufgebaute Dramatik auch etwas künstlich, also man merkt, alles schon typisch Silver, aber eine Komponente hat diesmal für mich nicht so gestimmt.
Fazit: „Wild Love“ ist ganz offensichtlich von Elsie Silver, weil dort alle typischen Zutaten von ihr zu finden sind. Gleichzeitig war aber Ford der erste Protagonist von ihr, der mich emotional sehr auf Abstand gehalten hat. Da wollte der Funken nicht so überspringen. Deswegen fällt hier meine Bewertung auch nur durchschnittlich aus. Das wird sicherlich eine Ausnahme gewesen sein und ich bin jetzt sehr gespannt, was die Reihe mir noch anbieten wird.