Rezension

Fortsetzung mit Irrungen und Wirrungen

Die Pan-Trilogie, Band 2: Die dunkle Prophezeiung des Pan - Sandra Regnier

Die Pan-Trilogie, Band 2: Die dunkle Prophezeiung des Pan
von Sandra Regnier

Pro:
In Originalität steht der zweite Band dem ersten in nichts nach. Zeitreisende Elfen, Druiden, Prophezeiungen, sprechende Bilder, verknüpft mit dem Alltag eines scheinbar normalen Mädchens - die auf ihre eigene Art etwas ganz Besonderes ist.

Sehr positiv fand ich, dass Felicity sich endlich gegenüber ihrer Familie behauptet, von der sie sich lange Zeit wie ein Fussabtreter hat behandeln lassen. Sie hat ihre Ziele und Träume (z.B. Lehrerin werden, statt im mütterlichen Pub für den Rest ihres Lebens versauern) und besitzt jetzt auch das Selbstvertrauen, dafür gegenüber ihrer Mutter und ihren selbstsüchtigen, neidischen Geschwistern einzustehen. Sehr interessant fand ich, wie sich die Dynamik innerhalb ihres Freundeskreises durch ihr neues Selbstbild verändert - was oft nicht unproblematisch ist, sondern durchaus auch mit Neid und Enttäuschung quittiert wird, was Felicity vor ungeahnte Zweifel und Probleme stellt. Die Botschaft, die ich daraus für mich gezogen habe, ist im Endeffekt eine positive: Leb deine Träume, du hast es selbst in der Hand!

Felicitys Zeitreisen sind zwar manchmal etwas ziellos (s. Kontra), aber dennoch größtenteils unterhaltsam. Amüsant war, wie menschlich und stinknormal historische Figuren aus Felicitys Sicht wirken - zum Beispiel fand ich Marie Antoinette erstaunlich lustig und auf verquere Art und Weise sympathisch!

Der Schreibstil hat mir nicht ganz so gut gefallen wie im ersten Band, aber er ließ sich immer noch locker runterlesen und hat mich unterhaltsam durch die Geschichte gelotst. Den Humor fand ich oft richtig klasse (ich sage nur: drei Elfen namens UPS, FedEx und Hermes), aber manchmal auch etwas zu aufgesetzt.

So etwa ab der Mitte hat mich das Buch richtig gepackt und dann war ich sehr gespannt, wie es weitergeht und wo das alles enden wird.

Kontra:
Ziemlich überzogen fand ich, wie viele Verehrer Felicity plötzlich hat. Anscheinend will sie so ziemlich jeder Mann, der nicht schon anderweitig vergeben ist - auch die, die Felicity bisher komplett ignoriert haben! Ja, dafür gibt es bestimmt noch eine (magische) Erklärung, aber ich fand es trotzdem nach einer Weile etwas nervtötend. Ich hatte fast das Gefühl, hier den Tagtraum eines unbeliebten, pummeligen Mädchens zu lesen: ...und dann werd' ich schlank und wunderschön und jeder will mit mir ausgehen! Die Romantik blieb dabei für mich etwas auf der Strecke.

Ich wurde in diesem Band auch irgendwie nicht richtig warm mit Felicity, was allerdings nicht an ihrem neuen Selbstbewusstsein lag, das ihre Freunde (meiner Meinung nach zu Unrecht) als Überheblichkeit und mangelnde Loyalität ihren alten Freunden gegenüber bemängeln. Was mich zum Beispiel gestört hat: auf einmal verlässt sie sich, statt Dinger selber zu klären, darauf, dass das schon jemand anders für sie tun wird, z.B. Lee. Bisher hatte ich eigentlich den Eindruck, dass Felicity sich selbst behaupten kann und dafür keinen starken Mann braucht.

Außerdem fand ich wenig glaubwürdig, wie sie zum Teil auf bedrohliche Situationen reagiert. Ihr Bruder wird erpresst - und zwar damit, dass der Erführer droht, Felicity etwas anzutun! Und sie ist zwar sauer auf ihren Bruder, unternimmt aber nichts zu ihrer Sicherheit. Nichts!!! Statt dessen lebt sie einfach weiter, wie gehabt, ohne sich auch nur groß Gedanken darüber zu machen.

Lee, der im Verlauf des ersten Bandes eigentlich zunehmend Pluspunkte bei mir gesammelt hatte, hätte ich manchmal am liebsten die Meinung gegeigt: er kann so furchtbar oberflächlich sein! Außerdem wird er Felicity gegenüber manchmal richtig herrisch, und da hatte ich ungute Erinnerungen an Twilight und daran, dass Edward immer viel besser wusste als Bella, was gut für sie ist.

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass es etwas an Struktur fehlt: die Geschichte springt zwischen den Zeiten, den Handlungssträngen und den Erzählperspektiven hin und her, und manche Entwicklungen verlaufen dabei irgendwie im Sand. Zum Beispiel scheint es an einer Stelle eine lebensgefährliche Bedrohung zu geben, und um das näher zu erklären, wird weiter ausgeholt und die Geschichte springt zwei Wochen zurück. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen, einer panischen Flucht und ein bisschen Action wird aus der Lebensgefahr plötzlich erst eine Situation, die man vielleicht durch Verhandlung lösen kann und dann... Stellen die Protagonisten quasi im gleichen Absatz fest, dass eigentlich gar keine Gefahr besteht und sie kehren nachhause zurück - ohne dass sich irgendwas geändert hätte, diese ganze Passage hat keinerlei Auswirkungen.

So etwas Ähnliches passiert dann noch mal später im Buch: Lebensgefahr, Verhandlung, Friede-Freude-Eierkuchen. (Ok, letzteres vielleicht nicht, aber zumindest verpufft die akute Gefahr.)

Auch Felicitys Zeitreisen scheinen oft etwas ziel- und wirkungslos, und manchmal sogar etwas langatmig. Da habe ich mich öfters gefragt: warum das Ganze? Wie hat dieser Zeitsprung die Handlung vorangebracht, und wäre das nicht auch kürzer oder anders gegangen?

Was mir richtig störend aufgefallen ist: das Buch enthält unheimlich viele Fehler. Doppelte Wörter, fehlende Wörter, kleinere inhaltliche Ungereimtheiten...

Trotz der Schwächen würde ich allen, die das erste Buch gelesen und gemocht haben, den zweiten Band durchaus empfehlen. Die Geschichte ist immer noch origineller als vieles, was zur Zeit auf dem Markt ist, und auch gut geschrieben.