Rezension

Foul Play

Drecksspiel - Martin Krist

Drecksspiel
von Martin Krist

Bewertet mit 2.5 Sternen

Crash! Boom! Bang!

Ja, so könnte man das Buch ganz gut beschreiben. Es geht rasant los, nimmt Fahrt auf und düst dann auch mit Hochgeschwindigkeit von Anfang bis Ende durch. Nur selten bremst der Kristrapid mal ab und lässt Zeit zum Luftholen, und eigentlich ... eigentlich weiß ich gerade das sehr zu schätzen bei einem Thriller. So soll es sein, oder? Schlag auf Schlag irgendwelche Ereignisse. Als da wären:

Die entführte minderjährige Tochter eines reichen Ehepaares. Die entführte Frau und deren Baby eines Yuppiegrafikers aus Berlin-Mitte. Eine tote Prostituierte. Ein korrupter Bulle. Ein Pate von Berlin. Dessen hohlköpfiger Neffe und noch schwachsinnigerer bester Freund. Zwei junge, pleite Männer, die dachten, das große Los gezogen zu haben. Ein psychopathischer Killer, der Spaß daran hat, Frauen auszuweiden. Ein Anwalt, der sich diskret um die Probleme der Reichen kümmert. Ein Problemlöser, der noch diskreter ist. Die beste Freundin eines entführten Mädchens, die prasslig dumm ist. Ein Selbstmord, der wahrscheinlich kein Selbstmord ist. Eine Frau, die für die Vergangenheit ihres Mannes büßen muss. Ein ...

Ich könnte ewig so weitermachen und hätte wahrscheinlich noch immer nicht die Hälfte des Buches abgedeckt. Klingt anstrengend? Ist es eigentlich nicht. Weil alles zusammenhängt und man nach und nach den Schleier weggezogen bekommt. Was mich dabei stört, ist die Tatsache, dass der Schleier bewusst eingesetzt wird, um künstlich mehr Handlungsstränge zu schaffen, als eigentlich vorhanden sind. Dabei kann man dem Autor nicht mal vorwerfen, dass er es nicht versteht zu schreiben. Das tut er, das kann er. Aber durch die vielen, vielen kleinen Szenen schafft er nicht nur mehr Handlungsstränge als notwendig, er lässt den Leser auf der Strecke und seine Protagonisten oberflächig. Er kratzt oft am Klischee. Der unglaublich unsympathische, korrupte Bulle, der clevere Problemlöser mit dramatischer Vergangenheit, der psychopathische Killer ...

Was kann ich noch sagen? Möglicherweise, dass ich mit falschen Vorstellungen an diesen Thriller herangegangen bin und dass diese enttäuscht worden sind. Möglicherweise, dass man schon vom Klappentext extrem getäuscht wird, der führt gewaltig in die Irre. Möglicherweise, dass man bewusst durch das Verschweigen vieler Tatsachen von vornherein und durch einen gehässigen Cliffhanger zum Schluss einfach unbefriedigt zurückgelassen wird.

Und möglicherweise, dass man auch zu sehr auf Distanz zu den Protagonisten gehalten wird. Es gibt keinen, mit dem man wirklich mitfiebern kann oder möchte, keinen, der einfach mal so sympathisch ist, dass man an den Fingernägeln knabbert und sich denkt: Komm schon, komm schon, komm schon ... denn:

Crash! Boom! Bang!

Ende.