Rezension

Fräulein Ming, mit dem Leuchter, in der Bibliothek?

Ellingham Academy - Was geschah mit Alice? - Maureen Johnson

Ellingham Academy - Was geschah mit Alice?
von Maureen Johnson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich das (vorläufige) Ende finden soll. Davon abgesehen hat mir dieses Buch ein sehr spannendes, unterhaltsames Wochenende beschert. Maureen Johnson kombiniert Detektiv- und Internatsgeschichte. Inwieweit zum Schluss (es wird eine Trilogie!) alles nachvollziehbar aufgelöst wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Bis hierhin erscheint der Plot nicht nur clever, sondern geradezu komplex.

Man springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Zum einen geht es um das Rätsel eines mehr als 80 Jahre alten nie aufgeklärten Verbrechens an der „Ellingham Academy“, eine Privatschule für überdurchschnittlich talentierte Kids. Frau und Tochter des Akademiegründers Albert Ellingham sind damals entführt worden; die Frau wurde trotz Lösegeldzahlung kurze Zeit später tot aufgefunden, die Tochter blieb verschollen.

In der Gegenwart lernen wir die 17-jährige Stevie Bell kennen, die ein großer Fan von Agatha Christie und Sherlock Holmes ist und den Ellingham-Fall unbedingt lösen möchte. Deshalb kommt sie an die Akademie, wo sie unerwartet in ein neues, waschechtes Verbrechen verwickelt wird.

Informationen zu dem Ellingham-Fall fließen kapitelweise in Form von Rückblicken und alten Akten ein. Das Ganze funktioniert wie ein Puzzle. Man kann super mitraten und wild drauflos spekulieren! Mit anderen Worten: Gutes, altes Cluedo-Mystery-Feeling. Inklusive viel Nebel, kryptischen Botschaften und Geheimgängen.

Stevie ist mal eine etwas andere Heldin. Die Teenie-Version des sozial inkompetenten Detektivs. Introvertiert, unter Panikattacken leidend und so konzentriert auf die Aufklärung von Verbrechen, dass sie manchmal am Leben vorbeilebt. Ich habe noch nicht das Gefühl, sie richtig einschätzen zu können, finde das aber eher interessant als schlecht.

Die übrigen Protagonisten sind amüsant überspitzt: Da ist Nate, der Nerd mit Schreibblockade, Hayes, der aufgeblasene YouTuber, die durchgeknallte Ellie und David, undurchschaubar, unverschämt und – gutaussehend. Denn ohne Lovestory kommt eine Internatsgeschichte natürlich nicht aus. Glücklicherweise sind Stevie und David ziemlich unperfekt und stur und haben beide einen knochentrockenen Humor, so dass es wenigstens nicht kitschig wird.

Kritik? Wenig. Anfangs habe ich mir sehnlichst ein Personenverzeichnis gewünscht, weil relativ schnell, relativ viele Namen auftauchen und ich oft zurückblättern musste. Nach und nach blickt man immer besser durch. Ganz am Ende scheint mir dann ein sehr unwahrscheinlicher Zufall ins Spiel zu kommen (deshalb meine anfangs erwähnte Skepsis), was nichts daran ändert, dass ich mit diesem Buch extrem viel Spaß hatte und hoffe, dass die finale Auflösung mit der Idee mithalten kann. Eine Theorie, welchen Zusammenhang es zwischen mehr als 80 Jahre auseinander liegenden Morden geben könnte, habe ich mir immerhin schon zurecht gebastelt.

Wer es gerne abgeschlossen mag, dem sei übrigens gesagt: Die Geschichte endet MITTENDRIN mit den Worten „Fortsetzung folgt“. Das ist mal ein Cliffhanger!

Fazit: Spannend-mysteriöser Reihenauftakt zum Miträtseln, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Ich fand's super und hoffe, es geht so weiter.