Rezension

Fragwürdige Handlungen

The Ivy Years - Bevor wir fallen - Sarina Bowen

The Ivy Years - Bevor wir fallen
von Sarina Bowen

Bewertet mit 3 Sternen

Ich finde Sarina Bowens „True North“-Reihe grandios, weswegen es für mich außer Frage stand, dass ich auch in „Ivy Years“ reinlesen würde. Erst nach und nach kam mir dann zu Bewusstsein, dass diese College-Reihe tatsächlich eher geschrieben wurde als „True North“ und dass diese auch selbstpubliziert wurde. Selbst wenn ich dies vorher gewusst hätte, hätte ich diese Reihe wohl gelesen, denn Ausschlusskriterien sind es definitiv nicht, aber es sind eben auch Aspekte, die einige Schwächen dieses Auftaktbandes wunderbar erklären.

Bereits in ihrer „True North“-Reihe wagt sich Bowen an viele sensible Themen, die viel Dramatik bieten, die aber auch mit der richtigen Portion Fingerspitzengefühl angegangen werden müssen, um authentisch zu wirken. Diesen Weg wählt sie nun auch im ersten Band von „Ivy Years“, da die Protagonistin Corey (ein Name, mit dem ich mich unheimlich schwer getan habe, da ich ihn eher männlich empfinde) seit einem Eishockeyunfall eine Lähmung in den Beinen hat. Diesen Ansatz fand ich für eine NA-Geschichte am College sehr vielversprechend, weil es sonst mehr um die Unbeschwertheit dort geht und die Probleme, die solch eine körperliche Behinderung mitsichtbringt, lagen ja auf der Hand. Grundsätzlich finde ich auch, dass dieses Thema gut umgesetzt wurde, vor allem auch, weil es am Ende keine Wunderheilung gibt. Viel mehr geht es eben um die psychischen Probleme, die Corey mit ihrem Schicksal hat und wie sie diese überwindet und das war wirklich realistisch dargestellt.

Was mir jedoch gehörig gegen den Strich ging, war vor allem die anfängliche Beziehung von Corey und Hartley. Er ist mit einer oberflächlichen Ziege zusammen, anders lässt sie sich wahrlich nicht beschreiben. Dafür hat man als LeserIn null Verständnis und als es letztlich eine Erklärung dafür gibt, kann man nur die Augen verdrehen. Aber lassen wir das mal beiseite: Fakt ist, dass Hartley vergeben ist und da ist vollkommen egal, ob er sich wirklich glücklich in dieser Beziehung fühlte und was sie selbst so treibt. Deswegen hat es mir absolut nicht gefallen, was sich zwischenzeitlich zwischen Corey und ihm abspielte. Vor allem eine Szene habe ich als extrem befremdlich empfunden, da ich mich auch richtig unbehaglich gefühlt habe und solch ein Gefühl habe ich wirklich selten bei so einer Art von Lektüre empfunden.

Diese Szene hat mich wirklich unheimlich geärgert, vor allem, weil so vieles drum herum wieder so typisch Bowen und damit so gut ist. Die Darstellung der verschiedenen Sportarten, die konkreten Spielsituationen, auch das Gefühl für diese Momente, das ich selbst als Sportfanatikerin wunderbar nachempfinden kann. Dazu auch die ganzen kleineren Beziehungsmomente, seien sie am Anfang ihrer Freundschaft oder eben erst am Ende, wo dann alles richtig von Statten ging. Das waren richtig tolle Momente, die ich gerne komplett ausgekostet hätte, aber diese unbehaglichen Momente haben mir dies ganz schön verhagelt. Daher echt schade um einen Großteil der Liebesgeschichte von Corey und Hartley.

Fazit: Auch wenn ich die positiven erzählerischen Fähigkeiten von Bowen im Auftaktband der „Ivy Years“-Reihe vielfach wiedererkennen konnte, gibt es mehrere kleine Momente und einen fatalen großen Moment, den ich am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würde, da er mich so geärgert hat. Damit ist das Lesevergnügen doch etwas verhagelt worden, was eben besonders ärgert, wenn sonst alles stimmte…