Rezension

Frankreich und die Liebe - und ein Buchhändler im Mittelpunkt.

Das Lavendelzimmer - Nina George

Das Lavendelzimmer
von Nina George

Bewertet mit 4 Sternen

Wer von Nina George den Roman „Die Mondspielerin“ gelesen hat, wird  mit einer gewissen Erwartungshaltung an dieses neue Buch herangehen.  So ging es auch mir und ich kann mich nur schwer entscheiden, ob meine Erwartungen erfüllt wurden oder nicht. Beide Romane spielen in Frankreich, das ist eine Gemeinsamkeit. Beides sind Liebesromane, eine weitere Übereinstimmung und trotzdem ist der Roman Das  Lavendelzimmer „irgendwie anders“. Gefehlt hat mir die sommerliche Leichtigkeit des Vorgängers, aber dafür habe ich wunderschöne Sätze darin gefunden:

Wie z. B. diesen: „Es ist ein Gerücht ....., dass sich Buchhändler um Bücher kümmern. Sie kümmern sich um Menschen“ über unseren Beruf des Buchhändlers. Nichts ist doch befriedigender als im richtigen Moment das richtige Buch an den richtigen Leser zu vermitteln.

Oder diesen Satz über das, was Bücher sein können: „Er nennt Bücher Freiheiten. Und Heimaten, das seien sie auch. Sie bewahren all die guten Wörter auf, die wir so selten benutzen“

Jean Perdu betreibt auf einem alten Frachtkahn seine „pharmacie littéraire“ und verkauft dort seine Bücher in dem Wissen, dass es für jede Krankheit der Seele, für jeden Kummer das richtige und deshalb heilsame Buch gibt. Sich selbst allerdings kann es seit 21 Jahren nicht helfen. Damals ging seine große Liebe, damals bis heute wagte er nicht, den Abschiedsbrief zu lesen und seit damals ist das Lavendelzimmer verschlossen und er hat es nie wieder betreten. Trotz all seiner Kümmernisse und Schrulligkeiten ist einem als Leser dieser Protagonist sympathisch, auch wenn seine Verschlossenheit nur schwer nachvollziehbar ist.

Perdu gerät durch äußere Ereignisse und eine Frau in eine  Ausnahmesituation, die schließlich dazu führt, dass er nicht nur den Mut fasst, endlich den Brief seiner geliebten Manon zu lesen, sondern sich auch auf die Reise in die Provence zu begeben und dort vielleicht Frieden zu finden.

Mit Witz und Esprit schildert die Autorin die Reise Perdus und seines Begleiters, eines jungen Bestseller-Autors, der mit seinem Ruhm nicht zurechtkommt und mehr oder weniger auf der Flucht vor der Welt ist. Ohne Geld und ohne Lebensmittel starten die beiden ihre Reise, die sie über viele nicht nur geographische Umwege in die Provence führt.

In einer ruhigen Ausgewogenheit wechselt sich die traurig-tragische Liebesgeschichte immer wieder mit sehr heiteren Episoden ab, die durch Lebensweisheit und Gelassenheit gekennzeichnet sind. Viel Spaß beim Lesen.