Frauen in der heutigen Zeit - Appell an Toleranz und Liebe - prima als Jugendbuch
Bewertet mit 3 Sternen
„Nicht eure Kultur bestimmt euer Verhalten, auch wenn man euch das einreden will, höchstens beeinflusst sie es. Ihr selbst habt es in der Hand, was aus eurem Leben wird. Ihr selbst bestimmt mit eurem Verhalten die Kultur.“ (S. 220)
Dies ist die Essenz des neuen Romans von Maria Braig, in dem es erneut um andere Kulturen geht und wie sie in Deutschland aufeinandertreffen. Es ist mein zweiter Roman dieser Autorin und wieder hat er mir viel Freude bereitet - als Leser bekommen wir Einblicke in verschiedene Kulturen, wie sie bis heute teilweise gelebt werden. Insbesondere hinsichtlich der Rolle der Frau und der Sexualität ist bekannt, dass in vielen Regionen dieser Welt noch "mittelalterliche" Methoden vorherrschen. Wir bekommen aber auch Einblicke in Denkweisen jüngerer Menschen, die aufgrund der zunehmenden Vermischung von Kulturen und aufgrund von Aufklärung aus diesen alten Mustern ausbrechen wollen. Diesen jungen Menschen ist der Roman gewidmet, aber auch den Aufklärern und Helfern.
Die junge Fadia ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Ihre marokkanischen Eltern wollen sie jedoch nach Marokko zwangsverheiraten, als Fadia den ersten (deutschen) Freund hat. Sie bricht aus und findet Schutz bei einer Tante ihrer besten Freundin Alisa.
Damaris muss mit ihrer Familie aus Saudi-Arabien flüchten, weil ihr Vater politisch verfolgt wird. Unterwegs werden sie getrennt und Damaris muss sich mit den beiden Kindern allein nach Deutschland durchschlagen. Dabei erkennt sie ungeahnte Möglichkeiten und Kräfte für sich als Frau.
Jane ist aus Uganda geflohen, da sie homosexuell ist und deshalb dort gejagt wird.
Alle diese Frauen treffen in Deutschland aufeinander, finden Schutz, helfen sich gegenseitig und wollen endlich ihr Leben selbst gestalten können.
Die Autorin erzählt die Geschichten der Frauen sehr gestrafft, aber auch sehr liebevoll. Ihr Schreibstil ist sehr fließend und deshalb flott zu lesen. Mir persönlich ist es im Ganzen aber ein bisschen wenig. Die einzelnen Geschichten der Frauen werden zwar zusammengefasst erzählt, es ist aber wirklich sehr viel, was in diesen relativ kurzen Roman gepackt wird. Ich hätte lieber die einzelnen Frauenschicksale noch intensiver beleuchtet - mit ihren Gedanken, Gefühlen, Ängsten...Denn da prasselt definitiv eine Wahnsinnsmenge auf die Frauen ein. Auch die Seite der männlichen Vertreter wird nur kurz angedeutet, was mir persönlich zu wenig ist. Nun, das ist vielleicht Geschmackssache... es ist offensichtlich ein Roman über Frauen und ein Appell an diese, sich zu wehren.
Nichts desto trotz finde ich den Roman sehr wertvoll, weil er so wichtige Themen anspricht, hier und da sicher auch (immernoch) Augen öffnet und an die Toleranz und Liebe appeliert. Das kann man heutzutage nicht oft genug tun. Speziell für Jugendliche würde ich dieses Buch sehr empfehlen!