Rezension

Frauen verändern die Weltgeschichte

Alles, was wir sind - Lara Prescott

Alles, was wir sind
von Lara Prescott

Bewertet mit 4 Sternen

Einzigartiges Buch über die Macht der Literatur Weibliche Sicht auf die Spionage im Kalten Krieg

Lara Prescott erzählt gut recherchiert von der Entstehung und Verbreitung des Romans Dr. Shiwago. Dabei wechselt sie zwischen einer Perspektive des Ostens und des Westens.
Im Osten erzählt Olga, die Geliebte des Autors Boris Pasternak. Es ist die Geschichte einer Liebe, die der Politik und der Gesellschaft trotzt. Eindringlich wird berichtet, wie Olga im Arbeitslager überlebt und welche Folgen der neue Roman ihres Liebhabers auch für ihre Familie hat.
Im Westen erzählen die Stenotypistinnen - eine Gruppe von Frauen, die beim Geheimdienst in Washington in erster Linie als Schreibkräfte arbeiten. Die Wir-Perspektive (die man Romanen ja sehr selten findet) verdeutlicht, wie wenig diese Frauen wahrgenommen werden. Die männlichen Geheimdienstmitarbeiter können sie oft nicht mit Namen anreden und wissen gar nicht, wie gebildet diese Frauen sind.
Zwei dieser Frauen berichten zusätzlich aus ihrer Perspektive. Da ist zum einen Irina, Tochter russischer Auswanderer, die vor allem eingestellt wurde, weil ihrem Vater die Ausreise verweigert wurde und er kurz darauf starb. Ihre Ausbilderin Sally hat im zweiten Weltkrieg als Spionin gearbeitet und möchte sich nicht damit abfinden, dass Männer ihr die Geheimdienstarbeit jetzt nicht mehr zutrauen. Auch im Westen wird eine verbotene Liebe eine Rolle spielen.

Mir hat gut gefallen, dass der gesamte Roman nur aus der Sicht der Frauen erzählt wird. Die letzten Kapitel waren aber meiner Meinung nicht mehr so gut auserzählt. Sie wirkten auf mich wie ein Geschichtsbuch - nicht mehr wie ein Roman. Deshalb nur 4 von 5 Sternen.