Rezension

Frauenschicksal im Wien um die Jahrhunderwende

Die Muse von Wien - Caroline Bernard

Die Muse von Wien
von Caroline Bernard

Bewertet mit 3 Sternen

Eigentlich beruht meine Lektüre dieses Buches auf einem doppelten Missverständnis. Erstens habe ich bei der Bewerbung an meine Gattin gedacht, die durchaus an Biographien bekannter Frauen interessiert ist, doch nach ein paar Seiten legte sie den Roman beiseite, weil er ihr zu trivial erschien. Zweitens ging ich selbst davon aus, dass der Roman das gesamte Leben Alma Mahler-Werfels umfasst, denn gerade die problembeladene Ehe mit diesem jüdischen Schriftsteller interessiert mich im Besonderen.

Doch der Roman endet mit dem Tod ihres ersten Ehemannes, Gustav Mahler im Jahr 1911. Caroline Bernhard beschreibt die Zeit um die Jahrhundertwende, als die vielversprechende Künstlerin Alma Schindler in der Wiener Kunstszene auftaucht. Zunächst in den Maler Gustav Klimt verliebt, lernt sie den wesentlich älteren Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler kennen. Für die Ehe mit ihm muss sie ein großes Opfer bringen, nämlich den Verzicht auf ihre eigene Kunst.

Positiv ist die Beschreibung der damaligen Wiener Kunstszene mit zahlreichen bekannten Gestalten, dagegen kommt mir die andere Seite Wiens, der Antisemitismus, der sich nicht zuletzt in der Wahl eines dezidierten Antisemiten zum Bürgermeister äußert, zu kurz, zumal er sich ja auch auf die Protagonistin auswirkte. Obwohl sie mit zwei jüdischen Ehemännern verheiratet war, war sie selbst nicht frei von antijüdischen Vorurteilen und trug sicherlich ihren Teil dazu bei, dass aus Werfel ein Katholik wurde. Doch leider sind diese Teile ihres Lebens (Flucht und Emigration) nicht Bestandteil des Romans.