Rezension

Frecher Frauenroman

Pinguinwetter - Britta Sabbag

Pinguinwetter
von Britta Sabbag

Bewertet mit 4 Sternen

Als ich den niedlichen kleinen Pinguin auf dem Cover entdeckt habe, war mein Interesse an dieses Buch sehr schnell geweckt. Da die Kurzbeschreibung ebenfalls gut klang, war für mich schnell klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Gesagt, getan!
Und es hat sich definitiv gelohnt.

Während des ersten Drittels hatte ich noch so meine Probleme mit dem Buch und konnte die meisten Charaktere nicht einschätzen und mich nur schwer an diese gewöhnen, allerdings wurde dies mit der Zeit besser und ich konnte immerhin manche von ihnen in mein Herz schließen. Auch der Schreibstil wird deutlich besser und gegen Ende bin ich nur noch so durch die Seiten geflogen.

Britta Sabbag schreibt flüssig, humorvoll, stellenweise sarkastisch und man merkt ihr einfach an, wie viel Spaß sie an ihrem eigenen Debütroman hat. Die Kapitel sind mit knapp 10 Seiten recht kurz gehalten, was ich jedoch sehr begrüßt habe, weil mir die Aufteilung sehr gut gefallen hat. Ebenfalls eine grandiose Idee ist das Daumenkino, das einen Pinguin beim Tanzen zeigt. Ein schönes Detail, das gut zum Titel und Cover passt.

Die Charaktere haben mir am Anfang große Probleme bereitet, da ich viele falsch eingeschätzt habe. Ganz besonders Charlotte, die hier die Hauptperson spielt, war alles andere als meine Favoritin. Am Anfang erschien sie mir sehr unsympathisch und arrogant. Im Laufe der Geschichte hat sich dies jedoch verändert. Man erfährt immer mehr über sie und dadurch schätzt man sie auch anders ein. Ihre Arroganz verpufft förmlich und sie wirkt oftmals wie jemand, der sich auch bei hundert Menschen noch alleine fühlt. Ihre besten Freundinnen Mona und Trine stehen ihr immer mit Rat und Tat zur Seite und scheuen sich auch nicht davor, Charlottes negative Seiten hervorzuheben.
Probleme bis zum Schluss hatte ich mit Eric und Finn. Eric ist alleinerziehender Vater, der Charlotte vom ersten Augenblick an interessant findet. Er hat immer einen Rat zu Kindern parat und mischt sich in Charlottes Leben ein, obwohl dies nicht einmal wirklich erwünscht ist. Dazu scheint er immer da zu sein, wo auch Charlotte ist. Er begegnet ihr im Zoo, im Park, bei IKEA und in Bars, das waren mir dann doch ein paar Zufälle zu viel auf einmal. Selbst in eher schwierigen und peinlichen Situationen lässt er sich nicht abschrecken und versucht sich liebevoll um sie zu kümmern.
Finn ist Trines Sohn und Charlottes Patenkind. Er ist sehr nervig, versteckt überall sein Essen, richtet Chaos an und schreit für sein Leben gerne – eben ein kleiner Terrorkrümel. Es gab jedoch Situationen, die mich dabei sehr gestört haben:
Charlotte passt auf Finn auf, dieser versteckt sein Essen zwischen ihren Möbeln und anderen Stellen und verwüstet ihr Wohnzimmer und was passiert? Sie geht mit ihm in den Zoo und spendiert ihm Eis und Limo, statt ihm zu sagen, dass so ein derartiges Verhalten nicht geht. Ein Kind für solche Taten noch zu belohnen, kam mir doch sehr übertrieben vor.

Allgemein sollte man die gesamte Geschichte mit einem Augenzwinkern betrachten. Sehr viele Situationen werden übertrieben und unrealistisch dargestellt und manches Verhalten, vor allem von Charlotte, Trine und Eric ist vollkommen unverständlich. Bestes Beispiel ist da Eric, der mit seiner Tochter IKEA betritt und dabei hört, wie Finn aus dem Spieleparadies abgeholt werden möchte. Da Charlotte nicht schnell genug da ist, gibt er sich einfach als sein Vater aus und übernimmt Finn (nachdem er ihn zweimal für je 5-10 Minuten gesehen hat), während Charlotte aus allen Wolken fällt und nach ihm sucht. In solchen Situationen konnte ich leider überhaupt nicht lachen, sondern habe eher mit dem Kopf geschüttelt.

Die vielen Klischees wurden jedoch richtig gut in die Geschichte eingearbeitet. So ist es in diesem Buch beinahe schon ein Running Gag, Charlotte eine Schwangerschaft vorzuschlagen. Ihre Freundinnen, ihre Tante und sogar die Vermittlerin vom Arbeitsamt raten ihr aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit und ihres Alters zur Schwangerschaft, weil dies nun angeblich DIE Chance wäre.
Die Liebesgeschichte ist an manchen Stellen relativ kitschig, bietet allerdings auch eine gewissse Romantik. Sehr gut hat mir gefallen, dass es hier nicht wie in anderen Chick-Lit Büchern einfach nur darum geht, Mr. Right zu finden, sondern eher darum, zu sich selbst zu finden und wenn es dann doch mit der Liebe klappen sollte, dann ist das gerne gesehen.

Das Cover fällt besonders durch seine knallige Farbe und dem Pinguin auf, den man auch auf jeder einzelnen Seite in Form eines Daumenkinos vorfindet. Am hinteren Buchdeckel kann man noch eine Postkarte mit dem Buchcover entdecken, was ebenfalls eine tolle Idee ist. Die Kurzbeschreibung liest sich gut und flüssig und bietet beste Unterhaltung.

Insgesamt hat mir “Pinguinwetter” nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gefallen. Eine leicht überspitzte Handlung und (zum Großteil) sympathische Charaktere machen das Buch zur perfekten Urlaubslektüre, die an keinem Strand oder Balkon fehlen darf. Empfehlenswert!